Argumente

Die beiden französischen Unternehmen Eramet und Suez gaben jüngst eine Kooperation im Bereich des Batterie-Recyclings bekannt. Geplant ist in diesem Fall die Errichtung einer Recycling-Fabrik innerhalb Frankreichs bis zum Jahr 2024.

In der ersten Phase des Projekts wird zunächst eine Zerkleinerungs-Anlage für Alt-Batterien entstehen. In dieser Anlage wird, als Resultat eines mehrstufigen Prozesses, eine Masse aus Mangan, Kobalt, Nickel, Graphit und Lithium gewonnen. Diese auch als "schwarze Masse" Materialansammlung soll zunächst zur weiteren Verarbeitung und Trennung in die Einzelmaterialien weitervertrieben werden.

Der zweite Projektschritt könnte für das Jahr 2025 oder 2026 auch die Erweiterung des Projekts um eine solche Anlage zur Gewinnung der Einzelkomponenten erfolgen. Genauere Detailinformationen stehen noch nicht zur Verfügung, für beide Unternehmen stellen die Pläne aber jeweils eine interessante Erweiterung der aktuellen Aktivitäten dar.

Li_Cycle kürzlich per Spac an die Börse gegangen wird von Wedbush positiv gesehen. 

Dieses Jahr wird zwar nur 12 mio Umsatz erreicht, der Umsatz soll laut Li Cycle aber auf 958 mio USD in 2025 anwachsen. Wedbush sieht im Aktienkurs aktuell einen 3,5 fachen Multiple auf Basis des geschätzten Umsatzes von 958 mio USD. 

Für mich ist Batterierecycling ein sehr spannender Markt. Ich befürchte aber, dass die Anzahl an Batterien die kommenden Jahre noch überschatzt wird. Denn  es zeigt sich bei E-Autos. dass die Batterien auch nach 7-8 Jahren noch gute Speicherkapazitäten haben. Ich vermute daher, dass viele Batterien erst als Strompeicher nach ihrem Leben im E-Auto genutzt werden und dann vielleicht erst nach 10-20 Jahren Lebenszeit ins Recycling gehen. Der Recycling-Markt ist aber dennoch hoch spannend! 

Neben den beiden etablierten Konzernen Umicore und BASF, bei denen die Kursperformance der Aktien auch von der Entwicklung der übrigen Geschäftsfelder abhängt, ist ein Investment in Pure Player derzeit noch schwierig. Das am besten etablierte Unternehmen ist in diesem Fall die kanadische Li-Cycle Holdings. Mittels einer SPAC-Fusion kam die Gesellschaft zu Beginn des Jahres an die Börse. Li-Cycle ist das größte Recycling-Unternehmen für Lithium-Ionen-Batterien in Nordamerika. Bisher konnte das Unternehmen jährlich 5.000 Tonnen Altbatterien verarbeiten, durch die Eröffnung einer zweiten Fabrik Ende des vergangenen Jahres plant man nun die Expansion auf 10.000 Tonnen. Li-Cycle Holdings ist bisher jedoch noch nicht an deutschen Börsen handelbar. Angesichts der Marktkapitalisierung von 1,3 Milliarden US-Dollar und der Marktposition des Unternehmens sollte dies jedoch nur eine Frage der Zeit sein. Anleger sollten die Platzierung an deutschen Börsen verfolgen.

Das kanadische Unternehmen American Manganese könnte man als Alternative nennen. Hier dürfte das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien einen deutlich größeren Effekt auf den Aktienkurs ausüben, auch wenn die Gesellschaft eine Reihe von Minenprojekten im Portfolio hält. Mittlerweile liegt der Fokus von American Manganese jedoch auf der Etablierung der eigenen Verfahren zum Recycling von Akkus. Das Ziel liegt hierbei auf der Gewinnung von Kathodenmaterialien wie Lithium, Kobalt, Nickel, Aluminiumoxid sowie Mangan. In diesem Bereich hält American Manganese im eigenen „RecycLiCo“-Verfahren Patente zur Aufbereitung der Metalle. Im kommerziellen Rahmen wurden die Verfahren bisher noch nicht eingesetzt, das Investment wäre in dieser Hinsicht spekulativ. Investoren sollten eine kommerzielle Anwendung abwarten. Eine mit der italienischen Firma Italvolt eingegangene Absichtserklärung zum Einsatz der Technologie in einer europäischen „Gigafactory“ sollte mit einer gewissen Portion Skepsis betrachtet werden. Brancheninsider halten das Investitionsvolumen der Fabrik mit einem angekündigten Umfang von 4 Milliarden Euro für das junge Unternehmen Italvolt für sehr ambitioniert. Hier sollte unbedingt der weitere Projektverlauf beobachtet werden, der Produktionsstart ist bereits für das Jahr 2024 vorgesehen.

Die BASF Aktie könnte auch interessant sein. So baut der Chemieriese in Brandenburg, Schwarzheide  bereits einen Prototyp-Reyclinganlage. Ziel ist die möglichst weitreichende Rückgewinnung wichtiger Batterierohstoffe, dazu zählen Lithium aber acuh Kobalt und Nickel.  

Passend ist auch, dass in Schwarzheide direkt auch neue Kathoden für Batterien wieder herrgestellt werden, d.h. die Rohstoffe könnten an Ort und Stelle direkt wieder "upcycelt" werden!

Die Umicore Aktie liegt in den vergangenen 12 Monaten 40 Prozent im Plus. Der belgische Konzern hat sich als eines der zentralen Recyclingunternehmen der modernen Batteriewirtschaft etabliert, hiervon profitiert sicher auch der Aktienkurs. Umicore blickt auf eine lange Geschichte zurück und hat sein Geschäftsmodell in der zurückliegenden Dekade grundlegend umgestellt. Vom Bergbau- und Minenunternehmen hat sich die Gesellschaft zu einem vollintegrierten Materialtechnologie- und Recyclingkonzern entwickelt. Im Zentrum der Recyclingsparte steht nun auch die Verwertung von Batterien und Akkus. Das Recycling von Lithium-Ionen-Batterien könnte der Umicore Aktie aus verschiedenen Gründen Auftrieb verleihen:

  • Die Unternehmenssparte Recycling ist der am stärksten wachsende Geschäftsbereich von Umicore. Der Konzern untergliedert sich in drei Geschäftsbereiche: Katalysatoren, Energie- und Oberflächenmaterialien sowie Recycling. Noch handelt es sich beim Unternehmensbereich um den kleinsten der drei Sektoren, das Wachstum fällt jedoch dynamisch aus. Im Geschäftsjahr 2020 konnte der Umsatz hier von 681 auf 836 Millionen Euro gesteigert werden.
  • Neben dem starken Wachstum fällt im Bereich des Recyclings insbesondere auch die hohe Profitabilität positiv auf. Die EBIT-Marge beläuft sich hier auf 43,4 Prozent. Der Wert fällt deutlich höher aus als im Katalysatoren-Segment (11,3%) und im Bereich Materialien (6,7%). Somit gewinnt der profitabelste Bereich zunehmend an Einfluss auf das Gesamtergebnis von Umicore – für Aktionäre der Gesellschaft eine zu begrüßende Entwicklung!
  • Insbesondere die steigenden Materialpreise für Batteriekomponenten dürften das Ergebnis in den nächsten Jahren stark pushen. Die meisten Szenarien gehen bis Ende des Jahrzehnts von stark steigenden Preisen bei Lithiumkarbonat aus. Während die Produzenten von Fahrzeugen oder Consumer Electronics darunter leiden, dürfte sich der Markteffekt positiv auf Lithium-Förderer, und somit auch Recycling-Unternehmen, positiv auswirken.
  • Der EU-Plan zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft bei Batteriematerialien dürfte Umicore ebenfalls zugutekommen. Für eine Gesamtsumme von 2,9 Milliarden Euro plant die EU-Kommission den Aufbau einer paneuropäischen Batteriewirtschaft. Neben der lokalen Nähe des operativen Geschäfts dürfte Umicore auch davon profitieren, dass man bereits heute sämtliche wichtigen Basisstoffe und seltene Erden für den Batteriebau mittels eigener Verfahren zurückgewinnen kann.

Problematisch könnte für Umicore mittel- bis langfristig das Katalysatoren-Geschäft werden. Kurzfristig könnte hier durch strengere Richtlinien bei Verbrennungsmotoren noch Wachstum entstehen. Die steigenden Zulassungszahlen vollelektrischer Fahrzeuge und die korrespondierend abnehmende Zahl der betriebenen Verbrenner könnte sich hier jedoch spätestens ab Mitte des Jahrzehnts deutlich bemerkbar machen. Somit könnte das Management der Umicore abermals zu Umbaumaßnahmen des Konzerns gezwungen werden. In den kommenden Jahren sieht die Markt- und Wettbewerbssituation des belgischen Unternehmens jedoch vielversprechend aus.

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Besprochene Aktien

Auch in diesen Argumenten enthalten

BASF SE

Die BASF sieht sich selbst als das führende Chemieunternehmen der Welt mit Aktivitäten in den Sparten Chemikalien, Kunststoffe, Veredelungsprodukte, Pflanzenschutz und Ernährung sowie Öl und Gas.

Li-Cycle Holdings Corp

Li-Cycle bietet Recycling für Lithium-Ionen-Batterien an. Das Unternehmen extrahiert wichtige Materialien aus den Batterien und übernimmt die Entsorgung der Restmaterialien. Das Unternehmen wurde 2016 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Mississauga, Kanada.