Argumente

Hyzon Motors: die Newcomer

Eine sehr interessante Aktie ist Hyzon Motors. Analog zu Nikola wurde auch dieses Unternehmen durch eine Fusion mit einer SPAC-Gesellschaft an der Börse platziert. Im Gegensatz zu Nikola ist die Technologie von Hyzon Motors bereits im operativen Betrieb. Das Brennstoffzellen-System wurde bereits in etwa 500 Fahrzeugen verbaut. Parallel dazu entwickelt man den „SuperH2Truck“, der im Jahr 2025 eingeführt werden soll.

Das Problem der fehlenden Infrastruktur möchte das Unternehmen lösen, indem es gezielt Fahrzeuge für den Verteilerverkehr anbietet, die zu einem festen Hub zurückkehren. Über ein Joint Venture mit Raven SR ermöglicht Hyzon Motors seinen Kunden die Betankung der Fahrzeuge in den Hubs.

Die Produktionskapazitäten können durch die Verwendung von Fremdkomponenten und Baugruppen geringgehalten werden. Hyzon konzentriert sich auf Entwicklung und Produktion von Brennstoffzellen. Aus einer Investoren Präsentation im Juli stammt folgende Übersicht zu den Zulieferern, Partnern und Kunden.

Die finanzielle Situation ist nach der SPAC-Fusion positiv zu bewerten. Derzeit verfügt man über liquide Mittel in Höhe von 500 Millionen US-Dollar. Der Verlust belief sich im ersten Halbjahr auf 13 Millionen $. Mit steigendem Output dürfte auch der Kapitalbedarf steigen, aktuell dürfte der Bedarf jedoch gedeckt sein.

Die schlanke Struktur und die gute technische Position des Unternehmens sind eindeutige Stärken. Aktionäre sollten jedoch beachten, dass es auch über den SuperH2Truck bisher kaum veröffentlichte Details gibt. Dies lässt 2025 als äußerst ambitioniertes Ziel für die Marktreife erscheinen.

Hyzon Motors stand durch Short Reports und Analystenbewertungen zudem unter Druck. Goldman Sachs betonte zuletzt, dass die frühe Markteinführung in den USA das Problem hervorrufen dürfte, dass der Preis für Wasserstoff nicht schnell genug sinkt, um die anvisierten Wachstumsziele des Unternehmens zu ermöglichen. Ein Report der Gesellschaft „Blue Orca Capital“ stellt zudem Fragezeichen hinter die Bestellungen einiger großer Kunden. In einigen Fällen handele es sich lediglich um Absichtserklärungen, die Zahlen weiterer Bestellungen sollen als zu hoch deklariert worden sein.

Hyundai: die Aktie für die Gegenwart

Bedeutend weiter als Daimler Trucks und Volvo AB ist der südkoreanische Hyundai-Konzern. Zuletzt sorgte das Unternehmen bereits mit der Veröffentlichung der neuen Elektro-Plattform für Automobile für Aufsehen, die Verkehrswende versteht man als Chance, sich Marktsegmente zu erobern, die mit konventioneller Antriebstechnik bisher nicht erreichbar schienen.

Bereits im Oktober vergangenen Jahres hat Hyundai Motors in der Schweiz 7 serienmäßige Brennstoffzellen-LKW ausgeliefert. Das Modell „H2 Xcient FC“ darf mit Anhänger insgesamt 36 Tonnen wiegen und hat eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer. Insgesamt 20 Kunden werden in der Schweiz mit 400 Fahrzeugen ausgestattet. Die LKW werden hierbei auf Basis von Leasing-Vereinbarungen bereitgestellt.

Insgesamt plant Hyundai, bis zum Jahr 2030 6,7 Milliarden US-Dollar in die Wasserstoff-Technologie zu investieren. Die ambitionierte Roadmap des Unternehmens gibt Aufschluss über die Pläne des Unternehmens.

Die Schweiz wurde wohl primär aus 2 Gründen für das Pilotprojekt ausgewählt. Die schweizerische Regierung fördert das Projekt mit Subventionen. Aus Sicht des Alpenlandes macht die Förderung jedoch Sinn. Mehr als die Hälfte des Energiebedarfs wird hier durch Wasserkraft erzeugt, das Potenzial zum Erzeugen grünen Wasserstoffs ist hier besonders hoch. Zudem ist die Topografie des Landes hinsichtlich des Einsatzes von Elektro-LKW problematisch. Außerdem besteuert die Schweiz CO2-Ausstöße bereits heute sehr hoch und verringert somit die Diskrepanz beiden Betriebskosten zwischen konventionellen Fahrzeugen und Wasserstoff-Modellen. 

Daher zielt Hyundai bis 2025 auf den Absatz von bis zu 1.600 H2-LKWs in die Schweiz. Das Pilotprojekt soll darüber hinaus um zwei weitere europäische Länder erweitert werden. Zur Auswahl stehen hier Österreich, Deutschland, die Niederlande sowie Norwegen.

Den amerikanischen Markt möchte das Unternehmen mit dem größeren „HDC-6 Neptun“-Sattelschlepper erobern. Dieses Projekt befindet sich noch in einer futuristischen Konzeptphase. Das ehrgeizige Ziel lautet jedoch auch hier 12.000 abgesetzte Trucks bis zum Jahr 2030. Die frühen Markteintritte eröffnen in beiden Fällen Märkte für die Südkoreaner und könnten mittelfristig erheblich zum Wachstum der Nutzfahrzeugsparte der Aktiengesellschaft beitragen.

Der Vorsprung auf die Konkurrenz der H2Accelerate-Initiative beträgt aktuell circa 5 Jahre. Erfahrungswerte und Kundenbeziehungen könnten für Hyundai auch in der Folge noch ein großes Faustpfand darstellen. Letztlich ist aber auch Hyundai vom sukzessiven Ausbau der Infrastruktur abhängig, zumal das Unternehmen auf Kooperation mit anderen Herstellern verzichtet.

Volvo AB: Infos sind noch rar

Auch die schwedische Volvo AB befindet sich mitten im Umbau des eigenen Fahrzeugangebots. Man betonte noch zum Ende des vergangenen Jahres, dass man bis 2040 nahezu sämtliche LKW mit CO2-neutralen Antrieben absetzen wolle. Ähnlich wie Daimler Trucks sieht auch das schwedische Unternehmen Wasserstoff als unverzichtbar für einige Anwendungsfälle an, insbesondere im Zusammenhang mit dem profitablen Schwerlastverkehr.

Bei den Elektro-LKW zählt Volvo zu den Technologieführern. Ab Ende des kommenden Jahres wird das Unternehmen gleich 5 Fahrzeugvarianten für den lokalen und regionalen Verteiler- und Bauverkehr anbieten.

Während Cellcentric die Konzeption der Brennstoffzelle übernehmen wird, entwickelt Volvo den Rest der LKWs nach wie vor selbst. Das Fahrgestell des Modells FH würde sich von der Größe anbieten, um die Tanks möglichst effizient zu platzieren.

An dieser Stelle liegt jedoch auch das große Problem für interessierte Anleger: Infos zu einem konkreten Prototyp oder zu den Plänen des schwedischen Konzerns sind rar. Volvo belässt es bei der Ankündigung, serienreife Modelle in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zu realisieren. Die hohen Investitionen in das Joint Venture zeigen eine positive Tendenz, Aktionäre sollten jedoch auf weitere Informationen zu technischen Spezifikationen und Prototypen warten, momentan lässt sich die Aktie hinsichtlich des Themas Wasserstoff LKW nicht seriös bewerten.

Die beiden an der Initiative H2Accelerate beteiligten Hersteller Daimler und Volvo sind im Markt interessant positioniert. Im Falle von Daimler steht der Börsengang der Truck-Sparte bevor, das IPO der Tochtergesellschaft soll noch in diesem Jahr stattfinden. Mit 100.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 40 Milliarden Euro zählt Daimler Truck zu den internationalen Marktführern. Um diese Position im Zuge der Mobilitätswende zu verteidigen, folgt nun die Abspaltung vom Mutterkonzern.

Vor diesem Hintergrund dürfte das Management erfreut sein, dass die neue Entwicklungsstufe des Wasserstoff-Prototypen, der „GenH2 Truck“, zu Beginn der Woche die Zulassung für den Testbetrieb auf öffentlichen Straßen erhalten hat. Der Truck besitzt 2 Elektromotoren mit einer Dauerleistung von 230 kW. Die Brennstoffzellen leisten jeweils 150 kW, diese werden gemeinsam mit Volvo im Joint Venture „Cellcentric“ produziert.

Aus Sicht der Aktionäre ist es positiv, dass Daimler Trucks nun auch den Termin für die Markteinführung konkretisiert hat. Statt „Mitte des Jahrzehnts“ wird jetzt auf das Jahr 2027 gezielt. Somit liegt man wenig überraschend im Zeitplan, der auch im Phasenplan der H2Accelerate kommuniziert wird.

Technisch bestehen noch einige Herausforderungen. So fahren die aktuellen Prototypen derzeit noch mit Drucktanks. Aufgrund der deutlich geringeren benötigten Tankgröße, und somit einer höheren Reichweite, ist der Einsatz von flüssigem Wasserstoff geplant. Gegenwärtig steht die Erprobung des Antriebs im Vordergrund, die Speicherproblematik sollten Anleger jedoch im weiteren Verlauf im Auge behalten.

Gerade im Falle von Daimler ist der Umstand interessant, dass der größte Konkurrent die Verkehrswende mit einer unterschiedlichen Strategie bewältigen möchte. Traton setzt, wie die ursprüngliche Konzernmutter VW bei den Elektrofahrzeugen, auf batterieelektrische Trucks. An dieser Stelle prallen zwei Philosophien aufeinander, in der Folge könnte sich langfristig auch das Potenzial beider Aktien erheblich unterscheiden. Traton argumentiert mit den hohen Umwandlungsverlusten der Technologie, lediglich 25 Prozent der Ausgangsenergie kann für den Antrieb der Fahrzeuge genutzt werden. Daimler Trucks betont die Flexibilität des Wasserstoffs als Energieträger und hält grünen Wasserstoff in den kommenden 20 bis 30 Jahren in einer ausgebauten Wasserstoffinfrastruktur für realistisch umsetzbar.

Während das Kunden-, Umsatz- und Gewinnpotenzial durch die Verfolgung beider Antriebskonzepte in letzterem Szenario höher ausfällt, so ist der Kapitalbedarf insbesondere kurz- und mittelfristig ebenfalls sehr hoch. Um die Kapitalbeschaffung zu erleichtern, überrascht der Börsengang als einzelnes Unternehmen daher nicht. Des Weiteren sollen im Verlauf der kommenden 10 Jahre 30 bis 40 Prozent der Stellen reduziert werden. Diese Einsparungen entfallen primär auf den Antriebsstrang und den Getriebebau. Die Auslagerung der Brennstoffzellenproduktion in ein Gemeinschaftsunternehmen zeugt ebenfalls vom hohen Kapitalbedarf der Gesellschaft.

Positiv sind jedoch die Förderungen der öffentlichen Hand zu erwähnen. Hier profitiert Daimler durch zwei seiner aktuellen Projekte. Eines davon ist das Gemeinschaftsunternehmen Cellcentric mit Volvo, mit einem Förderbetrag von 1 Milliarde Euro. Das zweite Projekt umfasst die Entwicklung und Fertigung von 100 Brennstoffzellen-LKW, die über einen Testzeitraum von 4 Jahren von 20 Spediteuren getestet werden sollen.

Es wird spannend zu beobachten sein, ob die hohen Investitionen den Aktienkurs in den kommenden Jahren hemmen oder ob das Versprechen des Wasserstoff-LKWs die Aktie beflügelt. Fundamental könnten Konkurrenten wie Traton oder Tesla in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts enteilen, für Daimler Trucks Aktionäre könnte dann Geduld gefragt sein.

Die Gründung der Initiative „H2Accelerate“ durch die Unternehmen Daimler Truck, Iveco, OMV, Shell und Volvo sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen. Das Ziel der neuen Interessenvertretung liegt in der Forcierung der Markteinführung wasserstoffbasierter LKW. Das Interesse der Aktionäre am Thema Wasserstoff ist nach wie vor ungebrochen, das Potenzial der Technologie ist gerade für große Verkehrsmittel und im Gütertransport enorm. So schürt die neue Initiative bei Anlegern neue Hoffnung, dass sich die Entwicklung der Technologie, und der notwendigen Infrastruktur, nun beschleunigt. Neben den an H2A beteiligten Aktiengesellschaften könnten in der Folge auch Zulieferer und weitere Nutzfahrzeugproduzenten profitieren. Jüngst trat beispielsweise auch Linde in die Kooperation ein. Konkret skizziert die Allianz für das anstehende Jahrzehnt einen Plan, der auf 3 konkreten Phasen basiert.

  • Phase 1 (2021 – 2025): In dieser Phase sollen mehrere hundert Testfahrzeuge an interessierte Partnerunternehmen übergeben werden. Darüber hinaus wird ein kleines Tankstellennetzwerk etabliert, das den Testbetrieb der H2-LKWs ermöglichen soll. Das Hauptziel dieser Phase liegt in der Erprobung der Konzepte, dem Gewinnen von Erfahrungswerten zu deren Einsatz sowie dem Einholen von Kundenfeedback.
  • Phase 2 (2025 – 2028): Basierend auf den Ergebnissen der ersten Phase soll Phase 2 die ersten Formen der Serienproduktion der Fahrzeuge und den Absatz von tausenden von LKW beinhalten. Entsprechend soll hier auch die Wasserstoff-Infrastruktur wachsen, um den alltäglichen Betrieb der Trucks zu gewährleisten. In dieser Phase dürfte der höchste Kapitalbedarf und das höchste Risiko für die beteiligten Unternehmen bestehen.
  • Phase 3 (ab 2028): Durch Skaleneffekte und die weitgehende Akzeptanz der Fahrzeuge bei Kunden und Logistikern soll ab diesem Zeitpunkt der profitable Betrieb und Absatz der Wasserstoff-LKWs möglich sein. Diese Phase sollte auch den Aktien erfolgreicher Unternehmen Auftrieb verleihen, da sich ab diesem Zeitpunkt herauskristallisieren dürfte, welche Fahrzeuge Erfolg versprechen und die Anfangsinvestitionen erste positive Cash-Flows generieren dürften.

Obige Grafik stammt aus einem Kommunikationspapier des beteiligten Herstellers Iveco und fasst die Pläne der Allianz nochmals recht gut zusammen. Angesichts der ambitionierten Ziele stellt sich für Anleger die Frage, wie sich die aktuelle Situation innerhalb der Branche darstellt. Haben die einzelnen LKW-Produzenten die technische Kompetenz, um mit dieser Entwicklung Schritt halten zu können?

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Besprochene Aktien

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Hyzon Motors fokussiert sich auf die Entwicklung und den Vertrieb von wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeugen. Mittlere und schwere LKW stehen hierbei besonders im Fokus.

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Das Thema Börse beschäftigt mich bereits seit mehr als 10 Jahren. Während des Bachelors der Wirtschaftswissenschaften und des Masters in Betriebswirtschaftslehre konnte ich mich durch mehrere Praktika und Vorstandsarbeit im Arbeitskreis Börse der Uni Mainz stetig weiterbilden. Mich fasziniert die Rolle der Technologie in unserer Gesellschaft sowie die Auswirkungen unserer Gewohnheiten auf die Aktienmärkte. Für Trendlink und weitere Publikationen schätze ich Aktien nun seit knapp 5 Jahren ein.

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