Argumente

Plug Power ist ein amerikanischer Produzent von Brennstoffzellen. Die Aktien des Unternehmens befinden sich aktuell knapp 30 US-Dollar von ihrem Höchststand im Januar 2021 entfernt. Plug Power entwickelt und vertreibt Brennstoffzellen zum Einsatz in Fahrzeugen und Flurfördergeräten und konzipiert Notstromanlagen. Darüber hinaus vertreibt die Gesellschaft auch Wasserstoff und konzipiert Anlagen für die Speicherung und die Verteilung von Wasserstoff.

Der Kursanstieg der Aktie in den vergangenen Wochen dürfte durch die Anhebung der Umsatzziele für das anstehende Fiskaljahr 2022 bedingt sein. Die Prognose wurde von 750 Millionen US-Dollar auf einen Korridor zwischen 825 und 850 Millionen US-Dollar angehoben werden. Das Wachstum soll in den kommenden Jahren vor allem in den Geschäftsfeldern „New Markets“ und „Green Hydrogen Market“ entstehen. Im Fokus sollen künftig verstärkt die Erzeugung, Verflüssigung und Logistik des Wasserstoffs stehen. Unter den neuen Märkten versteht Plug Power die Anwendung in Flottenfahrzeugen, die Bereitstellung stationärer Energielösungen und die Luftfahrt. Nach den Plänen des Managements soll sich das Profil des Unternehmens in den kommenden Jahren also bedeutend verändern. Einen Überblick gibt hier untenstehende Grafik aus der Investorenpräsentation im Rahmen des hauseigenen Plug Symposiums 2021.

Die Ziele von Plug Power sind äußerst ambitioniert. Das Umsatzwachstum soll im kommenden Jahr nun circa 60 Prozent betragen, hierdurch erhöht sich das prognostizierte durchschnittliche Jahreswachstum bis 2025 auf 53 Prozent! Es gilt hierbei anzumerken, dass bisher sämtliche vom aktuellen Management-Team ausgegebenen Umsatzziele verfehlt wurden.

Was spricht dennoch für ein Investment in die Plug Power Aktie? Einerseits die technologische Reife des Unternehmens. Mit einer bestehenden Kundenbasis und einer existierenden Infrastruktur ist Plug Power eine gute Alternative als Pure Play für Wasserstoff. Das Unternehmen deckt hierbei sowohl die Fertigung von Brennstoffzellen als auch die Distribution des Wasserstoffs ab. Hierdurch befindet sich Plug Power in der Position, in Zukunft von den weltweit angekündigten Investitionen der Regierungen in den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft zu profitieren. Insbesondere das steigende Interesse der US-Regierung an der Thematik sollte sich positiv auswirken.

Laut den Plänen der Biden-Regierung sollen 9,5 Milliarden US-Dollar in den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur investiert werden. Insbesondere der Aufbau zentraler „Hydrogen Hubs“ wird hier genannt. Hier sollen zentrale Produktionsanlagen für Wasserstoff entstehen. Vom Tätigkeitsprofil entspricht das Projekt dem Profil von Plug Power.

Update 01.12.2021:

Die Verkündung der Zahlen für das dritte Quartal 2021 zeichnete im für Plug Power ein gemischtes Bild. Der Umsatz konnte, aufgrund solider Absätze bei den Brennstoffzellensystemen, von 107 Millionen US-Dollar im Vorjahr auf 143,9 Millionen US-Dollar gesteigert werden. Allerdings belief sich der Verlust auf 98,3 Millionen und überstieg die Schätzungen zur Aktie damit fast um das Doppelte (55,3 Millionen US-Dollar). Als Grund führte das Management hohe Kosten für die Produktion und Kraftstoffe an. Angesichts der Zahlen empfiehlt sich dringend die weitere Beobachtung der Aktie, auch aktuell ist Plug Power kein Kauf!

Ballard Power Systems ist ein kanadischer Hersteller von Brennstoffzellen. Die Projekte des Unternehmens beziehen sich aktuell größtenteils auf schwere Verkehrsmittel. So beliefert Ballard Power beispielsweise die Bushersteller Solaris und Van Hool mit Brennstoffzellen, arbeitet mit Siemens an dem Einsatz seiner Technologie in Zügen. Darüber hinaus werden mit diversen Partnern Systeme zum Einsatz in PKWs und Schiffen erarbeitet. Auch im Bereich der Notstromaggregate und der Energieversorgung engagiert sich das Unternehmen. Der chinesische Konzern Weichai Power hält seit 2018 19,9 Prozent an Ballard Power, beide Unternehmen betreiben gemeinsam ein Joint Venture zur Fertigung von Brennstoffzellen.

Auch mit dem spanischen Zug-Hersteller Talgo hat man kürzlich einen Vertrag über die Lieferung von 8 Brennstoffzellen geschlossen. Die Zellen sollen einen Passagierzug antreiben, der kommerzielle Einsatz ist bereits für 2023 geplant. Die Auftragslage entwickelt sich dieses Jahr allgemein gut. Im zweiten Quartal erhielt man Aufträge im Wert von 26,1 Millionen US-Dollar, das Orderbuch umfasste zu diesem Zeitpunkt 113,3 Millionen Dollar.

Die positiven Schlagzeilen werden gebraucht. Die geschäftliche Entwicklung verlief in den vergangenen Monaten nicht wie gewünscht. Q2 2021 war das dritte Quartal in Folge mit rückläufigen Umsatzzahlen. Insbesondere in China sinken die Umsätze seit Längerem, hier gibt das Management auch unumwunden zu, dass man hinsichtlich des China-Geschäfts auch von der Politik abhängig sei. Zuletzt erzielte Ballard Power mehr als die Hälfte der Umsätze in China, die weitere Entwicklung des Marktes hat also eine starke Auswirkung auf die weitere Unternehmensentwicklung. Protektionistische Maßnahmen gegenüber ausländischen Anbietern könnten die Wachstumsaussichten für westliche Anbieter erheblich eintrüben, dieses Problem besteht für Ballard Power also nicht exklusiv.

Bedenklicher ist, dass das Unternehmen auf seinem Heimatmarkt zuletzt auch Marktanteile gegenüber dem direkten Konkurrenten Plug Power eingebüßt hat. Hier ist vor allem die gemeinsame Kooperation der beiden Unternehmen im Bereich der Materialwirtschaft problematisch. Ballard Power liefert Brennstoffzellen an, welche Plug Power beispielsweise in Staplern oder weitere logistikbezogenen Maschinen verbaut. Plug Power expandiert hier zunehmend in den Schwerlastbereich, wo Ballard Power einen Großteil der Umsätze erzielt. Somit beliefert man in einem der wichtigsten Geschäftszweige nun einen direkten Konkurrenten. Die Umsätze gingen hier in Q2 prompt um 12 Prozent zurück, während Plug Power seine Bruttorechnungsstellung in der Materialwirtschaft um 75 Prozent steigern konnte.

Immerhin kann man die finanzielle Situation derzeit als gut einschätzen. Die Kurshöhenflüge zum Jahreswechsel nutzte das Management geschickt und gab im November 2020 und im Februar dieses Jahres neue Aktien für eine Gesamtsumme von 952 Millionen US-Dollar aus. Der Kassenstand beläuft sich aktuell auf 1,24 Milliarden US-Dollar. Die Kapitalverwässerung musste in Kauf genommen werden, ermöglicht Ballard Power nun jedoch größere operative Flexibilität.

 Update 23.11.2021:

Leider muss festgehalten werden, dass die Ergebnisse in Q3 2021 bei Anlegern abermals für Ernüchterung gesorgt haben. Die Bruttomarge des Unternehmens sank auf 11 Prozent und der Auftragsbestand ist zwischenzeitlich wieder um circa 5 Millionen US-Dollar auf 108,5 Millionen gesunken. Angesichts der Zahlen sind die ambitionierten Ziele für die kommenden Jahre weiterhin in Frage zu stellen. So überraschet es kaum, dass die Aktie im Verlauf der vergangenen Tage wieder etwa 10 Prozent ihres Werts abgegeben hat.

Nel ASA: positive Nachrichten!

Die Entwicklung der Nel ASA Aktie spiegelt die Entwicklung der anderen Pure Play Aktien recht gut wider. Während der Kurs im Jahresverlauf lange Zeit einen anhaltenden Abwärtstrend verzeichnete, notierte die Aktie in den vergangenen Wochen wieder fester.

Die Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal sorgte kürzlich ebenso für einen Kurssprung. Im Jahresvergleich konnte der Quartalsumsatz gegenüber 2020 um 55% gesteigert werden. Gleichzeitig erhöhte sich der Auftragsbestand ebenfalls um 8%.

Weitere Faktoren, die die Aktie aktuell antreiben, sind ein Vertragsabschluss über 2,6 Millionen US-Dollar für die Lieferung von Elektrolyse Equipment sowie die positiven Nachrichten, die aktuell mit dem strategischen Partner Nikola aufkommen. Nikola sorgte erstmals seit Monaten wieder für positive Schlagzeilen, als man bekannt gab, dass die Serienfertigung des Nikola Tre angelaufen sei. Anleger sollten bezüglich dieser Nachricht aber Vorsicht walten lassen. Die Skepsis, die sich im Markt gegenüber dem amerikanischen LKW-Entwickler etabliert hat, könnte bei negativem Projektverlauf herbe Kursverluste verursachen und dürfte sich in einem solchen Szenario auch auf den Kurs der Nel Aktie ausweiten.

Ähnlich wie bei der Konkurrenz sind die Unternehmensziele von Nel ebenso ambitioniert. Insbesondere in der Produktion grünen Wasserstoffs möchte das norwegische Unternehmen die Entwicklung hin zur Preisparität anführen. Bereits 2025 soll das Kilogramm grünen Wasserstoffs 1,50 Dollar kosten. Aus diesem Grund investiert das Unternehmen massiv in Ausbau seiner Produktionsstätten in Norwegen. Aktuell liegt die Kapazität der Elektrolyseure bei 40 MW. Nach Fertigstellung des Ausbaus der Anlage in Heroya, die hierdurch gelegentlich medial auch als „Wasserstoff-Gigafactory“ beschrieben wird, soll diese Kapazität auf 500 MW, perspektivisch sogar auf 2 Gigawatt ansteigen. Die Entwicklung dieser Anlage könnte für Aktionäre einen guten Anhaltspunkt zur Einschätzung der Potenzials der Aktie geben. Untenstehende Grafik gibt eine Übersicht über die wichtigsten Produktionsstätten des Unternehmens und dem Einfluss des Ausbaus auf das Gesamtportfolio.

Auch bei Nel ASA gibt es aber auch Probleme, die das Potenzial der Aktie nach wie vor eindämmen. Die Gesellschaft hält Anteile an Nikola und Everfuel. Während die Investments im Jahr 2020 vorteilhaft waren, so wirkt sich die Volatilität beider Beteiligungen negativ auf die Bilanzstruktur von Nel aus. Insbesondere, da sie in Bezug auf die Größe des operativen Geschäfts immer noch maßgeblichen Einfluss auf die finanzielle Entwicklung ausüben.

Die Aktie ist zudem, wie viele andere Wasserstoff-Aktien auch, hoch bepreist. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis belief sich selbst Mitte des Jahres, am Kurstiefpunkt, auf einen Wert von 40. Die starke Erhöhung des Umsatzes in Q3 muss sich in den kommenden Quartalen fortsetzen, um dieses Verhältnis nachhaltig zu verbessern. In einem solchen Fall dürfte jedoch auch der Aktienkurs abermals stark ansteigen.

Alles in allem handelt es sich, außerhalb des Elektrolyseur-Kerngeschäfts, noch um eine kleine Gesellschaft. Um schnell zu wachsen, vernetzt sich Nel mit Partnerunternehmen und beliefert diese mit Elektrolyseuren zu attraktiven Preisen. Diese Strategie birgt allerdings auch das Risiko, dass man sich den Weg aus der Nische heraus verbauen könnte. Zudem entstehen in diesem Zusammenhang potenzielle Abhängigkeiten zu größeren Partnern, wie beispielsweise First Solar.

Das Jahr 2021 war turbulent

Das Jahr 2021 glich für die Aktien aus dem Themenfeld Wasserstoff, und für deren Anleger, einer Achterbahnfahrt. Zum Ende des Jahres 2020 und zu Jahresbeginn erlebte der Sektor einen regelrechten Boom. Kurse und Marktkapitalisierung der Aktien schossen in vielen Fällen in die Höhe.

Nach einem Abverkauf in den folgenden Monaten mussten insbesondere spät eingestiegene Aktionäre jedoch auch teils große Verluste realisieren. Anfang Mai hatten insbesondere die Aktien von kleineren, spezialisierten Unternehmen wie Nel ASA (-40%), Ballard Power Systems (-36%), ITM Power (-29%) oder Plug Power (-28%) einen erheblichen Anteil ihrer Marktkapitalisierung wieder eingebüßt.

Dabei war das Jahr 2021 keineswegs ein schlechtes für die Wasserstoff Aktien oder ETF. Der Global Hydrogen Index, der sich aus 17 der größten Wasserstoffproduzenten zusammensetzt, hat in den vergangenen 12 Monaten ein Plus von 72,82% verzeichnet. Bei weiteren Indizes mit Wasserstoff-Fokus sieht die Entwicklung ähnlich aus.

Viele der Einzelwerte konnten sich im Laufe des Jahres wieder erholen und legten in den vergangenen Wochen wieder deutlich zu. Daher stellt sich für viele Anleger die Frage, ob der Schwung mit ins nächste Jahr genommen werden kann oder ob eine neue Phase der Überbewertung der Aktien einsetzt. Ein Check der aktuellen Situation der beliebtesten Aktien aus diesem Sektor soll darüber Aufschluss geben.

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Besprochene Aktien

Auch in diesen Argumenten enthalten

Nel ASA

Dieses norwegische Unternehmen entwickelt und produziert Lösungen zur Produktion, Speicherung und Distribution von Wasserstoff. Nel ist in diesem Zusammenhang weltweit an Projekten beteiligt.

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Das Thema Börse beschäftigt mich bereits seit mehr als 10 Jahren. Während des Bachelors der Wirtschaftswissenschaften und des Masters in Betriebswirtschaftslehre konnte ich mich durch mehrere Praktika und Vorstandsarbeit im Arbeitskreis Börse der Uni Mainz stetig weiterbilden. Mich fasziniert die Rolle der Technologie in unserer Gesellschaft sowie die Auswirkungen unserer Gewohnheiten auf die Aktienmärkte. Für Trendlink und weitere Publikationen schätze ich Aktien nun seit knapp 5 Jahren ein.

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