Argumente

Nichts mehr wie vorher?

Kreuzfahrt-Aktien liefen bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie recht vielversprechend. Schließlich nahmen die Reedereien auch Rekordgewinne als Folge ständig steigender Passagierzahlen ein. Doch nach dem Ende der Krise wird sich branchenintern wohl einiges ändern. Ein Grund hierfür dürfte sicherlich die angepasste Kundennachfrage sein.

Vor allen Dingen werden Verbraucher über kurz oder lang stärkeren Wert auf umweltbezogene Aspekte legen. Die großen Unternehmen rund um die Royal Caribbean Group oder Norwegian Cruise Line sollten sich daher schon jetzt ernsthafte Gedanken darüber machen, wie sie in Zukunft auch klimabewusste Gäste ansprechen möchten. 

Pläne dafür liegen durchaus schon vor, sind zum jetzigen Zeitpunkt in den meisten Fällen aber noch nicht mehr als reine Zukunftsmusik. Das muss sich ändern, sofern man im umkämpften Markt auch langfristig eine führende Rolle spielen will. Insbesondere in den Bereichen Abfallreduzierung, Verwendung hochmoderner Umwelttechnologie und fortschrittlicher Wasseraufbereitungssysteme besteht folglich jede Menge Verbesserungspotenzial, das förmlich darauf wartet, entdeckt und entfaltet zu werden.

Unten stehende Abbildung zeigt nochmals auf, dass beispielsweise bis ins Jahr 2030 ganze 40% der schädlichen Kohlenstoffemissionen reduziert werden sollen, sofern man das Jahr 2008 als Vergleichsparameter heranzieht. Das Signal, dass auch die Kreuzfahrtindustrie dringend grüner werden muss, ist scheinbar schon angekommen.

Die Konsummöglichkeiten, insbesondere im Freizeitbereich, wurden durch Covid-19 signifikant eingeschränkt. Das wiederum hatte aber auch eine vergleichsweise positive Folge. Haushalte haben nun mehr Budget zur Verfügung, das eines Tages aller Voraussicht nach investiert werden wird. Besonders hoch im Fokus stehen dabei nach wie vor Kreuzfahrten. Dass die Vorfreude in diesem Bereich tatsächlich überaus hoch ist, beweist die Tatsache, dass die vierzigtägige Karibikreise von P&O Cruises für 2022 bereits nach sechs Stunden ausgebucht war. Auch andere Reedereien veröffentlichten ihre Angebote früher als geplant, um die massive Nachfrage befriedigen zu können. Darüber hinaus gaben in einer Umfrage von GlobalData 30% der Befragten an, dass sie entweder ein "etwas höheres" oder gar "deutlich erhöhtes" Reisebudget hätten. Die Kosten spielen also scheinbar nur eine untergeordnete Rolle. 

Die Kreuzfahrtindustrie scheint nicht nur widerstandsfähig und zäh wie Leder zu sein. Sie kann künftig vermutlich auch besseren Zeiten entgegensehen. Schließlich bleibt nicht alles auf Ewigkeiten negativ. Die Branche dürfte dabei in überproportionalem Maße auch von der sich wandelnden Altersstruktur innerhalb der meisten Industriegesellschaften profitieren. Schon im Vorkrisenjahr 2019 machte die Gruppe der 60-69-Jährigen mit rund 19% den größten Teil der Reisenden aus. Das belegt die unten stehende Grafik. Es ist davon auszugehen, dass Senioren speziell nach Ende der Pandemie wieder vermehrt über die Weltmeere fahren werden, um die Vorzüge des Alters in vollem Umfang auszukosten. 

Die Neuinfektionen steigen trotz hoher Impfquoten auf der ganzen Welt wieder an. In Deutschland spitzt sich die Lage sogar täglich zu. Negativrekorde bei den Inzidenzen und Ansteckungen sind zu verzeichnen. Auch Einschränkungen - besonders in Sachen Reisefreiheit - sind nicht länger auszuschließen. Das könnte nicht zuletzt für Kreuzfahrtanbieter einen erneuten Rückschlag bedeuten, gleichwohl es noch nicht einmal zu einer ausreichenden Erholung gekommen war. Wie resilient die Branche aber zu sein scheint, verdeutlicht die nachfolgende Statistik. Dort wird gezeigt, wie schnell die Passagierzahlen nach dem ersten Einbruch wohl wieder nach oben schossen. Anmerkung: Hierbei handelt es sich um eine Schätzung. 

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