Argumente

Profitiert Rolls-Royce vom Wartungsstau?

Als Alternative zu den Fluggesellschaften könnte in den kommenden Monaten auch ein Investment in Rolls-Royce lohnend sein. Das Unternehmen zählt zu den größten Triebwerksproduzenten der Welt, mit einem Marktanteil von 12 Prozent. Unter den Marktführern in diesem Segment stellt die Aktie das beste Direktinvestment dar. Viele Airlines betrieben während Corona lediglich einen Teil ihrer Flotte und lagerten viele Maschinen ein. Sofern diese Flugzeuge in naher Zukunft wieder in Betrieb genommen werden, müssten die Triebwerke einer Wartung und Überprüfung unterzogen werden. Rolls-Royce könnte in diesem Szenario erhöhte Umsätze erzielen.

American Airlines: hält die Erholung an?

Auch American Airlines ist ein Traditionsunternehmen der Luftfahrt, und weist eine beeindruckende Größe auf. Mit einer Flottenstärke von annährend 1.000 Maschinen und mehr als 120.000 Mitarbeitern handelt es sich um eine der größten Airlines der Welt.

Im Vergleich zur Lufthansa kann sich American Airlines auf ein starkes inländisches Geschäft verlassen und ist durch das hohe inländische Flugaufkommen einem geringeren politischen Risiko durch internationale Einreisebestimmungen ausgesetzt. Dies zeigt sich besonders am Fluggastaufkommen zu Urlaubszwecken. Die Buchungen für Privatflüge befinden sich bei American Airlines bereits wieder auf dem Niveau des Jahres 2019. Weiteres Umsatz- und Gewinnpotenzial könnte in den kommenden Monaten durch eine Rückkehr der Geschäftsreisenden entstehen. Hier beläuft sich der Verkehr aktuell auf circa 50 Prozent des Vorkrisenniveaus.

Auch in diesem Fall gibt es Branchenschätzungen zur Umsatzentwicklung, die für Anleger hilfreich bei der Bewertung der Aktie sein können. 2019 erzielte American Airlines einen Rekordumsatz in Höhe von 45,77 Milliarden US-Dollar. Für das Gesamtjahr 2021 wird das Umsatzvolumen auf rund 30 Milliarden US-Dollar geschätzt, kommendes Jahr soll sich dieser Wert wieder auf circa 40 Milliarden belaufen.

American Airlines hat in den vergangenen 10 Jahre hohe Summen in die Erneuerung der eigenen Flotte investiert. Knapp zwei Drittel der Maschinen sind 10 Jahre oder jünger. Größere Investitionen sind in diesem Bereich nicht mehr erforderlich und Gewinne können zur Tilgung der durch Corona entstandenen Verbindlichkeiten genutzt werden.

Lufthansa: Luftfahrtkonzern mit Reserven

Die Deutsche Lufthansa ist nicht nur eine Airline, sondern ein Luftfahrtkonzern. Neben dem Kerngeschäft mit der Passage betreibt das Unternehmen auch eine Cargo-Airline, mehrere Logistik-Tochterunternehmen, eine Catering-Gesellschaft sowie weitere Tochter-Fluggesellschaften wie Eurowings, Austrian Airlines, SWISS oder Brussels Airlines.

In den kommenden Monaten könnte, durch die Wiederinbetriebnahme vieler Flugzeuge, eine erhebliche Umsatzsteigerung in der Sparte „MRO“ entstehen. Für mehr als 800 Kunden wartet, repariert und überholt dieser Konzernbereich Flugzeuge. Viele Kunden betreiben hierbei Chartermaschinen und Jets. Diese Segmente dürften sich, ausgehend von einem geringeren Einbruch, nicht ganz so dynamisch erholen wie das Passagiergeschäft, es kann hier dennoch mit signifikant steigenden Umsätzen gerecht werden.

Im Bereich des Caterings hat die Lufthansa europäische Tochtergesellschaften im Zuge der Pandemie abgestoßen. Die verbleibenden Einheiten beliefern jedoch nach wie vor mehr als 300 Airlines. Auch diese Geschäftseinheit dürfte erheblich von steigendem Flugaufkommen profitieren. Es halten sich Gerüchte, dass die Lufthansa auch das verbleibende Catering-Geschäft abstoßen könnte, um weitere Einnahmen zu erzielen und den Fokus auf das Kerngeschäft zu erhöhen. Für Anleger ist diese Entwicklung sicherlich interessant zu beobachten.

Das Management hat als Reaktion auf die Krise der Corona-Pandemie den Strategieplan „ReNew“ ausgegeben, welcher primär auf eine Verbesserung der konzernweiten Profitabilität und des verfügbaren Cash-Flows abzielt. Hierzu sollen künftig bei Bedarf auch Konzernteile verkauft werden, die ein niedriges Maß an Synergie mit dem Flugbetrieb aufweisen. Während die Lufthansa in den kommenden Monaten und Jahren von der Wiederöffnung des internationalen Flugverkehrs profitieren könnte, so sollen Konzernteile, die im Anschluss in Bezug auf Marge oder anderer Controlling-Kennzahlen nicht zufriedenstellend performen, abgestoßen werden.

Gleichzeitig läuft derzeit auch der Maßnahmenplan „ReOrg“. Ziel dieses Programms ist die Verschlankung der Konzernstruktur, vor allem im administrativen Bereich. So soll die Anzahl der Management-Positionen im Vergleich zum Vorkrisenniveau um 20 Prozent sinken.

Der Fokus auf das Airline-Geschäft wird von Analysten derzeit, in Verbindung mit den gegenwärtigen Umsatzschätzungen für die nächsten Jahre, positiv bewertet. Im Jahr 2023 soll die Gruppe ein Umsatzvolumen von 31 Milliarden US-Dollar erreichen. Ausgehend von diesem Wert soll das durchschnittliche jährliche Wachstum für 2024 und 2025 bei etwa 20 Prozent liegen.

Für Investoren sind diese Schätzwerte gute Anhaltspunkte zur Bewertung der Geschäftsentwicklung. Eine Verlängerung der globalen Reiseeinschränkungen oder ein deutliches Verfehlen dieser Zielsetzungen dürfte für die Strategie des Konzerns, aber auch für den Aktienkurs ernste Folgen haben. Insbesondere könnten Einnahmen, die aus dem Verkauf von Unternehmensteilen resultieren, in diesem Szenario nicht mehr dem Geschäftswachstum, sondern der weiteren Krisenbewältigung zufließen. Dies würde dem Management ein zentrales Werkzeug der neuen Strategie rauben.

Omikron: abermals veränderte Situation

Omikron versetzte die Reisebranche abermals in eine Schockstarre, als sich vergangenen Monat die Berichte über die Verbreitung der neuen Variante häuften. Die Hoffnung auf die Wiederöffnung der internationalen Tourismus-Ströme und die Aufhebung einer Vielzahl von Reisebeschränkungen schien zu platzen. Erste Studienergebnisse, in kleinen Versuchsgruppen, zeigten jedoch, dass insbesondere die mRNA-basierten Impfstoffe zwar an Wirksamkeit einbüßen, aber dennoch eine Schutzwirkung aufweisen

BionTech und Pfizer kündigten bereits an, innerhalb von 100 Tagen mit der Produktion eines angepassten Impfstoffs beginnen zu können. Zudem erweist sich das Pfizer-Medikament Paxlovid zur Behandlung erkrankter Personen bisher als äußerst wirksam. Die Hoffnung vergrößert sich also, dass der internationale Flugverkehr in den kommenden Monaten wieder umfangreicher möglich sein wird. In diesem Szenario könnten auch die Wertpapiere der Fluggesellschaften für Anleger wieder interessant werden. 

Gesellschaften mit bedeutendem Frachtaufkommen besitzen in diesem Zusammenhang den Vorteil, Rückschläge in diesem Prozess besser abfedern zu können. Daher fällt der Blick in dieser Analyse auf zwei der größten internationalen Airlines.

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Besprochene Aktien

Auch in diesen Argumenten enthalten

Deutsche Lufthansa AG

Größte deutsche Airline, neben Passagiertransport auch tätig im Bereich Logistik und Luftfracht, sowie Catering und IT-Lösungen. Mitglied des Star-Alliance Verbunds.

Rolls-Royce Holdings PLC

Die Rolls Royce Aktie hat nichts mehr zu tun mit der gleichnamigen Automarke. Rolls Royce beschäftigt sich mit Luftfahrt, insbesondere Triebwerke, Schiffahrt und Energie sowie Atomkraft.

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Das Thema Börse beschäftigt mich bereits seit mehr als 10 Jahren. Während des Bachelors der Wirtschaftswissenschaften und des Masters in Betriebswirtschaftslehre konnte ich mich durch mehrere Praktika und Vorstandsarbeit im Arbeitskreis Börse der Uni Mainz stetig weiterbilden. Mich fasziniert die Rolle der Technologie in unserer Gesellschaft sowie die Auswirkungen unserer Gewohnheiten auf die Aktienmärkte. Für Trendlink und weitere Publikationen schätze ich Aktien nun seit knapp 5 Jahren ein.

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