Die Deutsche Lufthansa ist nicht nur eine Airline, sondern ein Luftfahrtkonzern. Neben dem Kerngeschäft mit der Passage betreibt das Unternehmen auch eine Cargo-Airline, mehrere Logistik-Tochterunternehmen, eine Catering-Gesellschaft sowie weitere Tochter-Fluggesellschaften wie Eurowings, Austrian Airlines, SWISS oder Brussels Airlines.
In den kommenden Monaten könnte, durch die Wiederinbetriebnahme vieler Flugzeuge, eine erhebliche Umsatzsteigerung in der Sparte „MRO“ entstehen. Für mehr als 800 Kunden wartet, repariert und überholt dieser Konzernbereich Flugzeuge. Viele Kunden betreiben hierbei Chartermaschinen und Jets. Diese Segmente dürften sich, ausgehend von einem geringeren Einbruch, nicht ganz so dynamisch erholen wie das Passagiergeschäft, es kann hier dennoch mit signifikant steigenden Umsätzen gerecht werden.
Im Bereich des Caterings hat die Lufthansa europäische Tochtergesellschaften im Zuge der Pandemie abgestoßen. Die verbleibenden Einheiten beliefern jedoch nach wie vor mehr als 300 Airlines. Auch diese Geschäftseinheit dürfte erheblich von steigendem Flugaufkommen profitieren. Es halten sich Gerüchte, dass die Lufthansa auch das verbleibende Catering-Geschäft abstoßen könnte, um weitere Einnahmen zu erzielen und den Fokus auf das Kerngeschäft zu erhöhen. Für Anleger ist diese Entwicklung sicherlich interessant zu beobachten.
Das Management hat als Reaktion auf die Krise der Corona-Pandemie den Strategieplan „ReNew“ ausgegeben, welcher primär auf eine Verbesserung der konzernweiten Profitabilität und des verfügbaren Cash-Flows abzielt. Hierzu sollen künftig bei Bedarf auch Konzernteile verkauft werden, die ein niedriges Maß an Synergie mit dem Flugbetrieb aufweisen. Während die Lufthansa in den kommenden Monaten und Jahren von der Wiederöffnung des internationalen Flugverkehrs profitieren könnte, so sollen Konzernteile, die im Anschluss in Bezug auf Marge oder anderer Controlling-Kennzahlen nicht zufriedenstellend performen, abgestoßen werden.
Gleichzeitig läuft derzeit auch der Maßnahmenplan „ReOrg“. Ziel dieses Programms ist die Verschlankung der Konzernstruktur, vor allem im administrativen Bereich. So soll die Anzahl der Management-Positionen im Vergleich zum Vorkrisenniveau um 20 Prozent sinken.
Der Fokus auf das Airline-Geschäft wird von Analysten derzeit, in Verbindung mit den gegenwärtigen Umsatzschätzungen für die nächsten Jahre, positiv bewertet. Im Jahr 2023 soll die Gruppe ein Umsatzvolumen von 31 Milliarden US-Dollar erreichen. Ausgehend von diesem Wert soll das durchschnittliche jährliche Wachstum für 2024 und 2025 bei etwa 20 Prozent liegen.
Für Investoren sind diese Schätzwerte gute Anhaltspunkte zur Bewertung der Geschäftsentwicklung. Eine Verlängerung der globalen Reiseeinschränkungen oder ein deutliches Verfehlen dieser Zielsetzungen dürfte für die Strategie des Konzerns, aber auch für den Aktienkurs ernste Folgen haben. Insbesondere könnten Einnahmen, die aus dem Verkauf von Unternehmensteilen resultieren, in diesem Szenario nicht mehr dem Geschäftswachstum, sondern der weiteren Krisenbewältigung zufließen. Dies würde dem Management ein zentrales Werkzeug der neuen Strategie rauben.
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