Argumente

Die geopolitische Lage könnte angespannter kaum sein. Die jüngst bekanntgewordenen Kriegsverbrechen von Butscha, die seitens Russlands unerträglicherweise als Inszenierung abgetan werden, haben den Status Quo nochmals deutlich verschärft und nicht zuletzt härtere Sanktionen des Westens nach sich gezogen.

Zusammen mit steigenden Zinsen und einer allgemeinen Unsicherheit an den Märkten ist das natürlich kein gutes Vorzeichen für Aktien, insbesondere nicht für diejenigen, die sensibel auf Entscheidungen der Zentralbanken reagieren. Da viele dennoch nicht auf die weiterhin vorhandenen Chancen der Börse verzichten wollen, bietet sich zusehends ein Wechsel auf dividendenlastige Papiere an.  Dafür gibt es Gründe.

Nach der ersten Zinserhöhung der FED seit 2018 reagierte der Anleihemarkt äußerst volatil. Der sogenannte MOVE-Index, ein Maß für die Volatilität der Renditekurve, schnellte auf einen Wert von 110 hoch, was einem Anstieg von rund 50% im Vergleich zum Jahresbeginn bedeutet. Viele Investoren wurden durch dieses Geschehen zusätzlich verunsichert und sehen sich nun stärker nach Strategien um, die ihnen solide Erträge bei moderatem Risiko liefern können.

Dividendentitel scheinen dafür optimal. Immerhin schnitten diese in jedem der letzten fünf Zinserhöhungszyklen besser als der Gesamtmarkt ab. Sowohl bei hoher als auch bei steigender Inflation performte diese Art von Aktie in der Vergangenheit ordentlich. Im aktuellen Zyklus ist das nicht anders.

Obwohl Dividendenaktien seit Beginn des Jahres bereits eine Outperformance erzielen konnten, sind sie mit einem Konsens-KGV von circa 17 gegenüber dem Gesamtmarkt unverändert fair bewertet, sodass an dieser Stelle eine Überteuerung quasi ausgeschlossen werden darf. Der jüngste Anstieg der Unternehmensgewinne führt darüber hinaus dazu, dass die Fähigkeit der Dividendendeckung und etwaiger Erhöhungen ebenjener verbessert werden sollte.

Auch der Blick gen Ausschüttungsquoten offenbart, dass sich hier nicht auffälliges oder gar besorgniserregendes ergibt. Mit momentan 30% liegt sie übrigens klar unter den historischen 35% des Gesamtmarktes. 

Gleichwohl bis hierhin vor allem die Vorteile einer Konzentration zugunsten von Dividendenaktien hervorgehoben wurden, sei auch angemerkt, dass ein wenig Vorsicht nie verkehrt sein kann. Das gilt in erster Linie mit Blick auf eventuelle Sektor- oder Länderpositionen, die in manchem Fall zu unausgewogen sein dürfte. Die weltweite Lage erlaubt es aktuell und eigentlich nie, ein Investment zu stark auf eine Position zu konzentrieren. Gerade jetzt in Zeiten des Krieges sollte diese allgemein bekannte Wahrheit allerdings umso stärker berücksichtigt werden.

Zu guter Letzt ist es logischerweise ratsam, bei dividendenzahlenden Unternehmen stets auch die Finanzlage im Hintergrund gründlich zu checken. Sieht es dort weniger erfreulich aus, dürfen sich Investoren darauf einstellen, dass die bisherigen Zahlungen womöglich früher eingestellt werden als einem selbst lieb ist. Doch auch dieser Tipp nur am Rande, da er selbstverständlich schon tausendfach geäußert wurde. 

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