Wie viel sind die eigenen Prinzipien wirklich wert? Diese Frage lässt sich aktuell wunderbar stellen. Immerhin erreichen Aktien wie Rheinmetall oder Hensoldt an der Börse neue Allzeithochs. Da fällt es manchem schwer, die persönlichen Grundsätze einzuhalten, während andere scheinbar nicht enden wollende Gewinne einfahren.
Am Ende des Tages kann diese Entscheidung niemandem abgenommen werden. Vielleicht sei darauf hingewiesen, dass auch andere Branchen ordentliche Renditen generieren, deren Geschäftsmodelle für die Moral aber weitaus verträglicher sind. Trotz allem ist Teil der neuen Realität, dass der Rüstungsmarkt und die damit in Zusammenhang stehenden Unternehmen künftig weniger kritisch beäugt werden dürften.
Warum dem so ist, wird durch den russischen Angriff auf das Nachbarland Ukraine mehr als deutlich. Man muss und sollte natürlich kein Kriegsfanatiker sein. Ob es jedoch richtig ist, die veränderte Sicherheitslage zu verkennen und sich in der Folge gänzlich gegen jegliche Ausgaben für Militär und Landesverteidigung zu stemmen, sei einmal dahingestellt.
Die Tatsache, dass die Bundesregierung vor einigen Wochen ein Programm beziehungsweise ein Sonderpaket in Höhe von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr beschloss, zeigt eindrücklich, wie ernst die Lage ist. Andere Staaten tuen es Deutschland gleich und erhöhen ebenfalls das Budget für Heer, Luftwaffe und Marine. Die scheinbare Sicherheit, in der man sich lange Zeit wog, ist seit Ende Februar nicht mehr dieselbe wie zuvor.
Zwar fällt es schwer, vor dem Hintergrund der Gräuel überhaupt von Profiteuren zu sprechen. Dennoch signalisieren die steigenden Kurse vieler Rüstungsunternehmen ein klares Bild. Die Branche ist zurück und wird für einige Investoren wieder interessanter. Dass einige Konzerne zusätzlich satte Dividenden zahlen, ist dabei ein klarer Pluspunkt.
Gleichzeitig sollte nicht ausgeschlossen werden, dass sich der momentane Hype relativ schnell abflachen könnte. Das wäre vermutlich zum einen dann der Fall, wenn Russlands Machthaber Putin plötzlich doch zu Verhandlungen bereit wäre und seinen Truppen den Befehl zum Rückzug gäbe. Dass das den Rüstungssektor unattraktiver werden lassen würde, sollte aber niemanden ernsthaft stören.
Anzumerken ist darüber hinaus, dass viele Unternehmen, die häufig unter die Bezeichnung Waffenhersteller oder ähnlichem fallen, nicht ausschließlich im militärischen Bereich engagiert sind. Beispielsweise weiß jeder, dass Airbus oder Boeing nicht zuletzt Flugzeuge für den zivilen Luftverkehr herstellen.
In der nächsten Zeit wird, so viel lässt sich momentan mit recht hoher Wahrscheinlichkeit sagen, der Rüstungssektor in aller Munde bleiben. Dass es soweit kommen musste, ist das wirklich traurige daran.
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