Argumente

Die Spreu vom Weizen trennen - wo könnte dieses Sprichwort besser zutreffen als an der Börse? Wie bei jedem Trend, der in relativ kurzer Zeit viel Geld versprechen mag, gibt es nämlich auch im Bereich Homeoffice, Telearbeit und Co plötzlich viele Anbieter, die am lukrativen Geschäftsmodell kräftig mitverdienen möchten. Ihre Dienstleistungen sind im Vergleich zu denen der Koryphäen jedoch merklich ausbaufähig, was auch den Kunden früher oder später nicht verborgen bleiben wird. Für Investoren gilt hier besondere Vorsicht. Wer will sein Geld schließlich bei Firmen anlegen, die auf den ersten Blick einen durchaus vernünftigen Eindruck machen, sich bei genauem Hinsehen allerdings als reinstes Mittelmaß entpuppen, die sich lediglich durch den Namen von der horrenden Konkurrenz unterscheiden? Die nachfolgend aufgelisteten Unternehmen dienen jedoch ausdrücklich nicht dazu, die Überlegenheit der jeweiligen Angebote aufzuzählen, sondern sollen ausschließlich einen groben Überblick über relevante Branchenvertreter geben, die künftig womöglich noch für Freude an der Börse sorgen könnten.

# Zoom

Nicht wenige Konzerne wechselten zu Pandemie-Hochzeiten auf Online-Konferenzen, die wiederum häufig via Zoom abgehalten wurde. Kein Wunder also, dass die Aktie des Unternehmens in den letzten beiden Jahren kräftig an Wert zulegte und von vielen schon als der Gewinner der Krise schlechthin tituliert wurde. Ein Blick auf den aktuellen Chart offenbart jedoch auch, dass sich der Hype schnell gelegt hat, was nicht zuletzt in Zusammenhang mit den reichlich vorhandenen Alternativen stehen dürfte. So haben beispielsweise Teams oder Skype ebenfalls zahlreiche Anhänger. Hinzu kommt, dass sich viele Besprechungen und Meetings mittlerweile zurück ins Büro verlagert haben. Zwar ist es nach Expertenansicht ziemlich unwahrscheinlich, dass Videokonferenzen von der Bildfläche verschwinden. Gleichwohl dürfte es vorerst von einigen Vorgesetzten vorgezogen werden, wichtige Konferenzen in Präsenz durchzuführen. Nicht zu vergessen sind bei Anbietern wie Zoom und Co die datenschutzrechtlichen Bedenken, die von Kritikern immer wieder vorgebracht werden.

# CrowdStrike

Apropos datenschutzrechtliche Bedenken. Die IT-Sicherheit ist gewiss eines der Themen, die sich weit über Corona hinaus verfestigen und einen zentralen Platz im alltäglichen Leben einnehmen werden. CrowdStrike bietet hier cloudbasierte Sicherheitslösungen an, die Endgeräte vor Hackerangriffen schützen sollen. Vor allem für diejenigen Arbeitnehmer, die in Zukunft verstärkt von zuhause aus arbeiten werden und damit teils sensible Firmendaten in die eigenen vier Wände beziehungsweise auf den eigenen Rechner transferieren, können IT-gestützte Sicherheitslösungen sinnvoll, wenn nicht sogar absolut notwendig sein. Die CrowdStrike-Aktie konnte sich im Gegensatz zu Zoom auch zuletzt weitgehend halten, musste aber ebenfalls Einbußen hinnehmen.

# TeamViewer

Von vielen auch als das deutsche Pendant zu Zoom oder Teams bezeichnet, ist die Göppinger Firma TeamViewer zuerst hoch geflogen und letztlich doch tief gefallen - sofern man zumindest dem Aktienkurs Glauben schenken darf. Dieser bewegt sich im Vergleich zu von vor einem Jahr nämlich gerade einmal noch auf rund einem Drittel des damaligen Niveaus. In den vergangenen Monaten machte der Softwareanbieter vor allem durch negative Schlagzeilen auf sich aufmerksam. So unterzeichnete man zum Beispiel einen Werbevertrag mit dem Fußball-Traditionsklub Manchester United, um die eigene Marke zu pushen. Die Kosten dafür sind im Vergleich zur finanziellen Kapazität jedoch horrend. Viele werfen TeamViewer deshalb vor, sich in dieser Hinsicht übernommen zu haben. Ob die Aktie wirklich interessant ist, muss definitiv ganz genau abgewogen werden.

# DocuSign

Auch hier sieht man ein typisches Beispiel dafür, was passieren kann, wenn Anleger zu euphorisch werden. Zwar ist das Geschäftsmodell von DocuSign, das die Möglichkeit bietet, Verträge digital bereitzustellen, sicherlich nicht schlecht. Ob es aber den Kursanstieg, der während der Pandemie zu beobachten war, rechtfertigt, ist wieder ein anderes Thema. Inzwischen spricht der Chart eine deutliche Sprache. Notierte der Titel Mitte November noch bei mehr als 235€ je Anteil, rauschte DocuSign seitdem auf nunmehr 87€ runter, ohne dass dem Abwärtstrend bislang ein klares Ende gesetzt wurde. Dabei empfanden beispielsweise die Analysten der US-Investmentbank Piper Sandler den Titel für derart gut gerüstet, dass auch eine weitgehende Rückkehr zur Normalität keinen signifikanten Einfluss auf den Geschäftserfolg haben sollte. Damit lagen sie rückblickend offensichtlich nicht richtig. Fairerweise muss aber dazu gesagt werden, dass sich der aktuell zu beobachtende Verlauf wieder stabilisieren kann. Dass es bei Bewertungen von teils dem 310-fachen Forward-KGV früher oder später zu Korrekturen kommen muss, hätte jedoch jedem halbwegs vernünftigen Anleger von Vornherein klar sein können. Wer das Unternehmen, dessen Zahlen sowie insbesondere die Zukunftsaussichten genau im Auge behält, kann zu einem späteren Zeitpunkt aber womöglich den passenden Einstieg finden. 

Keine Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um Kommentare hinzuzufügen