Aktuell erlebt die Welt eine immense Mangelversorgung mit Rohstoffen. Die Preise für lebenswichtige Güter sowie Nahrungsmittel haben spürbar angezogen, erreichten teils sogar Mehrjahreshochs. Das belastet viele Haushalte und auch Unternehmen haben mit den gestiegenen Kosten zu kämpfen. Bislang konnte die Geldpolitik der Zentralbanken noch nicht viel ausrichten, um die Inflation einzugrenzen. Gleichzeitig möchte niemand ernsthaft eine Rezession riskieren. Vor allem für Europa ist das Risiko einer Stagflation, wie zuletzt in den 1970er Jahren gesehen, besonders hoch. Doch wie werden sich die großen Volkswirtschaften in diesem und dem darauffolgenden Jahr wohl entwickeln? Ein kurzer Ausblick!
#USA
Im ersten Quartal 2022 dürfte sich das dortige Wirtschaftswachstum verlangsamt haben, was unter anderem auf die hohen Covid-19-Infektionszahlen zu Beginn des Jahres zurückzuführen ist. Im aktuellen zweiten Quartal mit ihrer flächendeckenden Wiedereröffnung der Büros dürfte die Sache schon wieder anders aussehen. Trotz der erhöhten Preise kann mit lebhaften Verbraucherausgaben gerechnet werden. Was die Vereinigten Staaten maßgeblich von anderen Märkten unterscheidet, ist der Grad der aufgestauten Nachfrage sowie der bisher nicht ausgegebenen Pandemie-Anreize. Dieser Rückenwind sollte es ermöglichen, dass das Wachstum auch dann noch fortgesetzt wird, wenn die Normalisierung der Politik einsetzt.
Alles in allem bereiten die hohen Preise aber auch den US-Bürgern und Firmen Bauchschmerzen. Im März schwoll die Inflation auf satte 8,5% an, was sich insbesondere auch die Anstiege bei Nahrungsmittel- und Energiekosten zurückführen lässt. Der sogenannte Deflator der persönlichen Kernkonsumausgaben legte im Februar um 5,4% zu und lag damit weit über den 2%, die die FED als Zielmarke ausgab. Letztere könnte nach Einschätzung zahlreicher Experten den Leitzins im Mai um 50 Basispunkte anheben.
#EU
Die nachhaltige Wiedereröffnung der Wirtschaft ist ein klarer Treiber des Wachstums innerhalb der Eurozone, doch der Krieg in der Ukraine trübt die Gesamtaussichten natürlich ein. Der Druck auf die Mitgliedsstaaten des Bündnisses, ihre Abhängigkeit von russischen Energielieferungen abzubauen, dürfte künftig weiter steigen. Lieferketten- und Inflationsprobleme könnte sich zudem verschärfen. Vermutlich sind es die europäischen Verbraucher, die die Hauptlast der ansteigenden Kosten tragen werden müssen. Der deutschen Volkswirtschaft könnte ein schwerer Schlag drohen, sofern Moskau Energielieferungen drosselt oder gar vollends einstellt.
#Vereinigtes Königreich
Jüngste Messungen zeigen, dass sich die Wirtschaft auf der Insel bereits wieder abkühlt. Die Sparquote der privaten Haushalte ist jetzt niedriger als der Durchschnitt des Jahrzehnts vor der Pandemie. Das bedeutet gleichzeitig, dass der Spielraum begrenzt ist, um das Risiko sinkender Realeinkommen ausreichend abzufedern. Die britische Wirtschaft könnte einer Stagflation entgegensteuern. Die Inflation erreichte im März mit 7% bereits den höchsten Stand seit drei Jahrzehnten. Im selben Monat hob die Bank of England den Leitzins um immerhin 0,75% an.
#China
Die Pandemie sorgte auch im Reich der Mitte für kräftigen Gegenwind hinsichtlich des Wirtschaftswachstums. So führten beispielsweise Lockdowns und Autobahnbeschränken zu erheblichen Störungen des Waren- und Dienstleistungsflusses. Der Konsum der Verbraucher wurde ebenfalls eingeschränkt. So sanken die Einzelhandelsumsätze im Vergleich zum Vorjahr um 3,5%. Die Einkommens- und Beschäftigungsaussichten trüben sich derweil ein. Die Wachstumsaussichten für China wurden in der Folge von vielerlei Seite zum ersten Mal seit Jahren nach unten abgestuft. Möglicherweise könnte die Regierung gegenlenken, indem sie unter anderem den Mindestreservesatz der Banken vermindert oder höhere Infrastrukturinvestments vornimmt.
Die nachfolgenden Zeilen beziehen sich auf eine Analyse von NorthernTrust bezüglich der weiteren Wirtschaftsentwicklung auf den wichtigsten globalen Märkten.
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