Die meisten Unternehmensleitungen sind sich im Klaren darüber, dass Firmen bei der Bewältigung dringender Herausforderungen eine zentrale Rolle zukommt. Andererseits hält sich hartnäckig der Glauben, dass die spezielle Ausrichtung hin zu mehr Nachhaltigkeit und Ökologie vielen Aktionären, die in erster Linie ökonomische Ergebnisse sehen wollen, zuwiderläuft. Unter Wirtschaftsführern herrscht nach wie vor der Eindruck, dass ESG in der Investmentgemeinschaft noch lange nicht zum Mainstream geworden ist, sondern noch viel Luft nach oben besteht.
Allerdings dürfte diese Einschätzung mittlerweile überholt sein. Die Befragung leitender Angestellter von Branchengrößen wie BlackRock, Vanguard oder State Street sowie den Entscheidern der staatlichen Pensionsfonds von Japan oder Schweden ergab, dass Nachhaltigkeitskriterien für diese Personen fast durchgängig an erster Stelle standen. Doch auch die vorhandenen Kritiker werden aufgrund des von Anlegern diesbezüglich zunehmend ausgeübten Druckes langsam leiser.
Das ESG-Kriterien für langfristig ausgerichtete Investoren zuletzt viel wichtiger geworden seien, bestätigte bereits Cyrus Taraporevala, seines Zeichens CEO von State Street Global Advisors. Bei sämtlichen Anlagen achte man nun zusehends darauf, wie sich diese unter anderem auf das Klima auswirken würden.
Auch quantitativ lässt sich ein Umbruch der Kapitalmärkte messen. Im Jahr 2006, als die von den Vereinten Nationen unterstützten Principles for Responsible Investments ins Leben gerufen wurden, unterzeichneten gerade einmal 63 Gesellschaften mit einem damals verwalteten Vermögen von rund 6,5 Billionen US-Dollar die Verpflichtung. Alleine bis ins Jahr 2018 wuchs die Zahl der Unterzeichner auf mehr als 1700 an, die knapp 81,7 Billionen US-Dollar AUM mitbrachten. Laut einer Umfrage von FTSE Russell setzt mehr als die Hälfte der globalen Asset Manager derzeit ESG-Überlegungen in ihren Strategien um. Viele Manager scheinen sich dieser neuen Realität allerdings nur unzureichend bewusst zu sein.
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