Argumente

Es ist ein bisschen ruhiger geworden um Aktien der Rüstungsindustrie. Zwar tobt der Krieg in der Ukraine nach wie vor mit unvermittelter Wucht, die Aufmerksamkeit der Presse drehte sich zuletzt allerdings ein wenig hin zu Themen rund um die Energieversorgung. Das Gas und der Herbst stehen jetzt im Mittelpunkt. Natürlich laufen die Geschäfte von Rheinmetall und Co trotzdem parallel weiter. Vor kurzem gab es die neuesten Quartalszahlen, die definitiv einen kurzen Blick wert sind.

Gleich vorneweg - enttäuschend waren die Ergebnisse nicht. Verantwortlich für die alles in allem überzeugenden Resultate dürfte dabei vor allem die unverändert hohe Nachfrage nach Munition und sonstigen Rüstungsgütern sein. Im Jahresvergleich legten die Erlöse beispielsweise um starke sieben Prozent auf nunmehr 1,4 Milliarden Euro zu, das operative Ergebnis verbesserte sich derweil um 7,5% auf ordentliche 114 Millionen Euro. Auf die Aktionäre wartet unterm Strich somit ein Nettogewinn in Höhe von schätzungsweise 57 Millionen Euro. Eine merkliche Verbesserung, bedenkt man, dass vor einem Jahr aufgrund einer Wertberichtigung noch ein Verlust von fast 40 Millionen Euro da gestanden hatte. 

Die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr wurde im zurückliegenden Juli etwas nach unten angepasst. Knapp 15% seien aus eigener Kraft realistisch, so der MDAX-Konzern. Letztes Jahr setzte Rheinmetall insgesamt 5,66 Milliarden Euro um. In puncto Gewinnaussichten ruderte das Unternehmen zumindest bislang noch nicht zurück. Die operative Ergebnisrendite könnte ersten Schätzungen zufolge somit bei circa 11% liegen.

CEO Armin Papperger gibt sich derweil ebenfalls zuversichtlich. Er verwies unter anderem darauf, dass sein Konzern in den ersten sechs Monaten 2022 bereits genauso viel Umsatz erzielen konnte wie das gesamte Geschäftsjahr zuvor. Auch im zivilen Bereich habe die Nachfrage zuletzt deutlich zugelegt, so der Vorstandsvorsitzende. Mit ihren militärischen Systemen würde Rheinmetall zudem Verantwortung für Sicherheit und damit auch für Frieden und Freiheit tragen. 

Wer nun allerdings glaubt, dass die zuletzt optimistischen Entwicklungen auch an der Börse auf Anklang trafen, irrt leider. Die Aktie zeigte sich wenig beeindruckt und kommt schon seit mehreren Wochen nicht mehr wirklich in Fahrt. So ging es beispielsweise alleine in den vergangenen vier Wochen um mehr als 10% nach unten. Die Investoren müssen sich unter Umständen also auch schwierigere Zeiten einstellen, wenngleich es rein operativ kaum etwas zu beanstanden gibt. 

Wie geht es weiter?

Der gnadenlose Krieg in der Ukraine tobt weiter, während sich vierzig Staaten bereits zusammensetzen, um einen Plan für den Wiederaufbau des zerstörten Landes auszuhandeln. Noch aber scheint man weit weg vom Ende der katastrophalen Auseinandersetzungen. 

Vielen Rüstungskonzernen dürfte das unter vorgehaltener Hand recht kommen. Schließlich profitieren sie auch vom Aufrüstungswillen anderer Staaten, die ihre Bestelllisten zuletzt deutlich verlängerten. Gleichzeitig musste unter anderem Rheinmetall jüngst drastische Verluste von mehr als 12,8% hinnehmen, die es erst einmal zu kompensieren gilt. 

Als belastend sahen einige Börsianer auch eine neue Untersuchung der Deutschen Bank an. Dort hieß es unter anderem, dass die Geschäftszahlen für das zweite Quartal am unteren Ende des Unternehmensausblicks liegen dürften. Insgesamt sollte die Rüstungssparte aber dennoch besser gelaufen sein als beispielsweise der Autozulieferbereich, so Analyst Christoph Laskawi. 

Trotz der in letzter Zeit etwas gemäßigteren Stimmung läuft es im Großen und Ganzen für Branchenvertreter nach wie vor rund. Das bestätigt auch eine neue Einschätzung von Goldman Sachs gegenüber der weiteren Entwicklung von Rheinmetall. Gemäß der Kapitalmarktprofis der Investmentbank könnte der Rüstungskonzern das ausgegebene Kursziel in Höhe von 298€ je Anteil durchaus erreichen. Grund dafür dürfte insbesondere eine steigende Auftragslage sein, die wiederum durch eine erhöhte Nachfrage seitens der Bundeswehr zustande kommen könnte. Goldman Sachs erwartet zudem eine jährliche Umsatzsteigerung von rund 14% bis einschließlich 2026 sowie eine merklich verbesserte Profitabilität.

Doch nicht nur Rheinmetall wird nach Einschätzung der Experten in den kommenden Jahren erheblich von steigenden Verteidigungsausgaben vieler Staaten profitieren. Auch auf den französischen Konzern Thales könnten glorreiche Zeiten zukommen, so Goldman Sachs. Das dortige Kursziel wird mit aktuell etwa 146€ je Anteil ausgegeben. Gestützt wird die Bewertung dabei vor allem durch hohe Cashflows und eine solide Profitabilität.

Für den schwedischen Rüstungshersteller Saab sieht die Lage dagegen anders aus. Hier bereiten Lieferkettenprobleme und ein Mangel an Halbleitern große Sorgen. Aufgrund niedriger Gewinne und schwacher Margen sei die derzeitige Bewertung zu hoch, wie Goldman Sachs verlauten lässt. Nur ein neutrales Rating gibt es zudem für Leonardo. 

Das alles zeigt, dass man trotz allgemein optimistischer Ausblicke im Rüstungssektor nicht unüberlegt auf jedwedes Unternehmen zurückgreifen sollte, sondern im Vornherein stets die Chancen und Risiken ausloten sollte. 

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