Argumente

Vielseitiger Konzern

Für Jahrzehnte galt Boeing als weltweit größter Flugzeughersteller, bis Airbus diesen Rang sukzessive ablief. Trotz dieses vermeintlichen Rückschlags sind die US-Amerikaner natürlich nach wie vor ein bedeutsamer Player, wenn es um Themen wie Luft- und Raumfahrttechnik oder auch Trägerraketen und Raketenwaffen geht.





Was sich zuletzt getan hat





Blickt man auf den Chartverlauf der Boeing-Aktie, sticht vor allem eines sofort ins Auge - die signifikanten Kurszuwächse der vergangenen Wochen. Aber woraus resultieren diese konkret und sind sie überhaupt gerechtfertigt? Dazu bedarf es zunächst eines kurzen Blickes in die Vergangenheit.





Der März 2019 sowie der November 2020 werden wohl in die Geschichtsbücher der Boeing Company eingehen, allerdings keineswegs im positiven Sinne. Damals forderten zwei verheerende Flugzeugabstürze insgesamt 346 Todesopfer, beide Male waren Modelle des Typs 737 MAX 8 verwickelt. Es folgten Flugverbote um den gesamten Globus, die Reputation des Konzerns war stark angekratzt. Parallel profitierte natürlich der Hauptkonkurrent Airbus.





Erst am 18. November 2020 hob die Federal Aviation Administration (FAA) den allgemeinen Erlass wieder auf, kurz darauf folgten die Luftaufsichtsbehörden der Länder Kanada, Brasilien sowie Mexiko. Am 27. Januar 2021 schloss sich schließlich auch die EASA der Wiederzulassung an. Damit war Boeing allerdings noch lange nicht aus dem Schneider.





Die nächste Krise folgte sogleich





Immerhin war zu diesem Zeitpunkt die Corona-Pandemie in vollem Gange, die selbstverständlich auch negativen Einfluss auf den internationalen Reiseverkehr hatte. Die Tourismusbranche lag am Boden, was sich nicht zuletzt auf Boeing auswirkte. Um die Pandemie möglichst heilos zu überstehen, war das Unternehmen auf staatliche Finanzhilfen angewiesen. Kein Wunder also, dass sich die Gesamtverschuldung des Flugzeugbauers in den zurückliegenden Jahren deutlich nach oben verschob.





Endlich wieder Positives





Nun also der lang ersehnte Wechsel zu mehr Optimismus. Unter anderem dürfen die schätzungsweise 120 während des Stopps nicht ausgelieferten 737 Jets zu ihren Kunden. Das teilte die FAA in einem kürzlich erlassenen Entschluss zur Freude der Anteilseigner Boeings mit, die den Schritt unmittelbar mit Aktienkäufen honorierten.





Darüber hinaus konnte sich der Konzern mit einer Gewerkschaft, die knapp 2500 Maschinisten des Militärflugzeugwerks in St. Louis vertritt, auf ein Streikverzicht einigen. Weiteren Gesprächen wurde von beiden Seiten zugestimmt, was insgesamt sicherlich als Schritt in die richtige Richtung gewertet werden darf.





Und jetzt?





Lohnt sich der Einstieg in die Boeing-Aktie zum gegenwärtigen Zeitpunkt, um auf der Trendwelle zu surfen oder sollte man lieber vorsichtig agieren? Keine leichte Frage. Einige Ansatzpunkte zur Beantwortung gibt es allerdings.





Die jüngsten Neuigkeiten dürften natürlich in entscheidendem Maße zum Reputationsgewinn des Unternehmens beitragen. Trotzdem sollten Interessierte die Fakten nicht aus dem Blick verlieren. Und die zeigen nun mal an, dass die Bilanz fast unverändert geschwächt ist. Vom Vor-Krisen-Niveau ist Boeing also noch ein großes Stück entfernt. Wer jetzt schon einsteigt, darf etwaigen Turbulenzen gegenüber zumindest nicht abgeneigt sein.

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