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eBay-Aktie: Alter Hase im E-Commerce

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von FraSee
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Die eBay-Aktie wirkt im E-Commerce wie ein Old-Tech. Zu Recht, denn das im Jahr 1995 gegründete Unternehmen hat seine Pionierzeit und Boom-Phase mit starkem Wachstum lange hinter sich. Heute ist eBay dennoch ein weltweit aktiver und zugleich hoch profitabler Substanzwert im E-Commerce.

Quelle: ebay Q2-Presentation

Dafür scheint das Unternehmen den Anschluss an stark wachsende E-Commerce Player wie Amazon oder Etsy zu verlieren. Sie weisen wachsende Nutzerzahlen auf, während die aktive Nutzerzahl auf der eBay-Plattform erodiert.

Unter Investoren wird die Aktie als ein idealer Kandidat für eine Zerschlagung gesehen. So wurden bereits PayPal sowie auch das Kleinanzeigengeschäft auf Druck aktivistischer Investoren abgespalten bzw. verkauft. Gleichzeitig wurden ein strammes Aktienrückkaufprogramm aufgelegt und saftige Dividenden ausgeschüttet.

Von einer Offensive im Kerngeschäft ist nur wenig erkennbar. Das dürften auch die letzten Quartalszahlen des zweiten Quartals 2022
bestätigen: Hier sank der Umsatz um 9 % auf 2,4 Milliarden US-Dollar. Das bereinigte Nettoergebnis verringerte sich sogar um 18 %. Auch wenn die Zahlen besser als erwartet ausgefallen sind, so dürften Investoren mit ihnen nicht zufrieden sein. Schließlich spiegeln sie kein adäquates Wachstum der Branche wider. Die Bedeutung von eBay im E-Commerce nimmt somit ab. Im schlimmsten Fall könnte das Unternehmen – ähnlich wie AOL zu den 2000er Jahren – in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

Auch am Aktienkurs kann man die Entwicklung nachvollziehen. Er verlor seit Jahresanfang 41 %. Die Jahresperformance beträgt -46 %.

Das einzige, was derzeit für die Aktie spricht, ist die günstige Bewertung. So wird die eBay Aktie bei einem vom Management erwarteten bereinigten Gewinn je Aktie für 2022 zwischen 3,95 und 4,10 US-Dollar mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 10 gehandelt.

Angesichts eines schwachen Wachstums, welches zudem in den Jahren 2020/2021 durch eine Corona-Sonderkonjunktur nach oben verzerrt ist, wäre die Aktie damit maximal fair bewertet.

Anders dürfte es aussehen, sollte das Management Anschluss an die Wachstumsmärkte im Onlinehandel finden. Dann dürfte eine Neubewertung der Aktie ausstehen. Hiervon ist allerdings aktuell noch wenig zu erkennen.

Disclaimer: Ich besitze keine Aktien von eBay.

Alibaba-Aktie: Chinesischer E-Commerce Monopolist

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von FraSee
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Alibaba ist ähnlich wie Mercadolibre ein Pure-Play aus den Emerging Markets. Konkret handelt es sich um den chinesischen Monopolist im Bereich E-Commerce. Vergleichbar ist das Unternehmen mit Amazon.

So besitzt Alibaba neben der noch dominierenden Sparte China-Commerce ein stark wachsendes Cloud-Geschäft. Der Großteil der Umsätze (70 %) lässt sich dem China-Commerce zurechnen. Das Cloud-Geschäft kommt auf einen Anteil von gerade einmal neun Prozent.

Quelle: Alibaba Quartalszahlen

Die letzten Quartalszahlen spiegeln ein wenig die schwierige Situation der chinesischen Wirtschaft bezüglich Covid-19 Lockdowns wider. So blieb der Gesamtumsatz auf dem Niveau des Vorjahres von umgerechnet 30,7 Milliarden US-Dollar. Das Ergebnis war jedoch stark rückläufig. Es halbierte sich auf umgerechnet rund 3,0 Milliarden US-Dollar.


Ähnlich wie Alphabet oder auch Amazon ist Alibaba in vielen Technologiebereichen Chinas unterwegs. So besitzt Alibaba neben seinen zahlreichen Marktplätzen (Alibaba.com, AliExpress, Taobao etc.) mit Ant Financial eine dominierende Finanztechnologie in China. Das Tochterunternehmen gilt als das am höchsten bewertete Fintech der Welt. Auch ist das von dem ehemaligen Englischlehrer Jack Ma gegründete Unternehmen im Wachstumsmarkt für autonomes Fahren, Streaming oder AI (Künstliche Intelligenz) unterwegs.

Profitabel auf bereinigter EBITDA-Basis sind aktuell aber nur China-Commerce und das Cloud-Geschäft. Die gute bilanzielle Situation mit fast 67,7 Milliarden US-Dollar an Cash und kurzfristigen Investments sowie ein starker Cashflow lassen solche Technologie-Wetten problemlos zu. Sie könnten in Summe für zukünftiges Wachstum stehen.

Der Blick auf die Aktie sowie deren Bewertung fällt ernüchternd aus: Seit Jahresanfang verlor die Alibaba-Aktie in US-Dollar rund 30 % an Wert. Über ein Jahr gesehen beläuft sich das Kursminus auf fast 45 %.

Die Bewertung ist mit einem erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 13 sowie einem erwarteten Umsatzmultiplikator von 1,5 recht günstig für ein wachsendes Technologieunternehmen mit monopolartiger Stellung im chinesischen E-Commerce. Nur zum Vergleich: bei Amazon liegt der erwartete Umsatzmultiplikator bei 2,3, das erwartete KGV bei 160.

Die Gründe für die niedrige Bewertung könnten vor allem mit dem politischen Risiko der Aktie erklärbar sein. So greift der chinesische Staat zusehends stärker im Technologiebereich durch.

Auch Alibaba hat dies zu spüren bekommen, indem der geplante Börsengang der Fintech-Tochter Ant Financial Ende 2020 blockiert wurde. Die Liste der regulatorischen Eingriffe gegen Technologieunternehmen wächst. So hatten auch der Fahrtenvermittler DiDi oder das Internet-Konglomerat Tencent über Probleme mit chinesischen Behörden zu klagen. Die Zentralregierung in Peking schreitet bei der Tech-Regulierung voran und möchte eine stärkere Kontrolle über die Nutzerdaten.

Darüber hinaus könnte sich das geopolitische Spannungsverhältnis zwischen den USA und China negativ auf die Aktie auswirken. Denkbar wäre beispielsweise, dass die ADR-Anteilsscheine zukünftig nicht mehr handelbar sind oder das ADR-Programm komplett beendet wird, sodass Investoren aus ihren Positionen gedrängt werden.

Ob die Risiken der Aktie übertrieben sind, das muss jeder Anleger für sich selbst entscheiden. Fakt ist jedoch, dass die Alibaba-Aktie besonders im China-Commerce eine absolut dominierende Position einnimmt, die nicht so einfach von ausländischen Konzernen oder nationalen Wettbewerbern streitig gemacht werden kann. Das politische Netzwerk ist gut gepflegt.

Die derzeitige Wachstumsschwäche des Unternehmens sollte sich bei einer Normalisierung der chinesischen Wirtschaft aufheben. Einzig das politische Risiko könnte mittelfristig an Bedeutung gewinnen, denn China tritt in seiner Außenpolitik zusehends aggressiver auf, was man sehr gut an den Entwicklungen in Hongkong und Taiwan erkennen kann.

Disclaimer: Ich besitze keine Aktien von Alibaba.

Mercadolibre-Aktie: LatAm-Marktführer

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von FraSee
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Die zweite Idee aus dem Bereich Online-Auktionen ist mit Mercadolibre ebenfalls ein heiß begehrter Wachstumswert. Das Unternehmen mit dem Ticker MELI gilt als ein eBay-Klon mit Spezialisierung auf dem südamerikanischen Markt.

Gegründet wurde das Unternehmen zur Jahrtausendwende im Jahr 1999. Es ist ein E-Commerce Player mit Sitz in Argentinien. Dabei werden – ähnlich wie bei eBay – Auktions- und Kleinanzeigenportale betrieben.

Zusätzlich runden eine eigene Micropayment-Plattform sowie Logistikoperationen die Geschäftsaktivitäten ab. Auch lassen sich spannende Aktivitäten im Krypto-Bereich feststellen. Das Ökosystem wächst also in Richtung Amazon und PayPal. Besonders beeindruckend ist die monopolartige Stellung in großen Teilen Lateinamerikas. Auf 84 Millionen aktive Nutzer kam Mercadolibre im zweiten Quartal 2022.

Auch die Mercadolibre-Aktie litt unter dem Ausverkauf von Tech-Aktien im Jahr 2022. Über ein Jahr gesehen verlor die Aktie rund die Hälfte ihres Wertes. Der Umsatzmultiplikator befindet sich mit fünf mittlerweile auf einem erträglichen Niveau für ein Wachstumsunternehmen.

Im Gegensatz zu anderen High-Flyern der Tech-Szene verdient Mercadolibre bereits heute gutes Geld. Allein im zweiten Quartal 2022 wurde ein operatives Ergebnis von 250 Millionen US-Dollar erreicht, was einer operativen Marge von 9,6 % entspricht.

Besonders beeindruckend war zuletzt das hohe Wachstum auf währungsneutraler Basis von fast 57 %. Der Gross Merchandise Value (GMV) – also der Warenwert, der auf der Plattform gehandelt wurde – erhöhte sich um 26,2 %. Deutlich stärker entwickelte sich das Zahlungsvolumen nach oben, das um 83,9 % anstieg. Soweit scheint bei der dominierenden lateinamerikanischen E-Commerce Plattform alles rund zu laufen.

Größere Sorgen sollten sich langfristige Anleger jedoch um die mehr oder weniger stetige Währungsabwertung vieler lateinamerikanischer Währungen machen. Mit einer Währungsabwertung würde nämlich auch ihre Beteiligung weniger wert sein. Dafür ist die Mercadolibre Aktie eine Mischung aus Online Handel und Fintech der boomenden Emerging Markets.

Die Marktkapitalisierung von 45 Milliarden US-Dollar zeigt, dass viele Investoren dem Unternehmen eine große Zukunft beimessen. Im Vergleich zu der Bewertung von Amazon (1,2 Billionen US-Dollar) ist sie noch niedrig. Gemessen an dem im letzten Geschäftsjahr 2021
erreichten Gewinn von 83 Millionen US-Dollar wird leider schon enorm viel vorweggenommen. Die letzten Quartalszahlen zeigten jedoch, dass Investoren nicht enttäuscht wurden. Das Wachstum bleibt vorerst hoch.

Disclaimer: Ich besitze keine Aktien von Mercadolibre.

Fiverr-Aktie: Freelancer Plattform

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von FraSee
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Fiverr betreibt einen Online-Marktplatz für digitale Dienstleistungen. Besonders beliebt ist er bei Freiberuflern (Autoren, Programmierer, Übersetzer, Grafikdesigner etc.), die Dienste weltweit zur Verfügung stellen.

Quelle: Homepage Fiverr

Das Geschäftsmodell besitzt Zukunft, denn immer mehr Menschen in den USA und anderen Ländern entscheiden sich für eine freiberufliche Tätigkeit. Das flexible Arbeiten und eine bessere Life-Work-Balance sind nur einige Treiber des Trends.

Die Fiverr-Aktie galt bis vor kurzem noch als einer der heißesten Small-Cap Wachstumswerte unter den Freelancer-Plattformen. Bis auf eine Marktkapitalisierung von über elf Milliarden US-Dollar trieben Investoren die Aktien des israelischen Start-ups.

Mittlerweile ist bei der Fiverr-Aktie nach einem Kurssturz von über 80 % über ein Jahr gesehen viel Luft aus der Bewertung. Die aktuelle Marktkapitalisierung beläuft sich auf 1,2 Milliarden US-Dollar. Der Umsatzmultiplikator beträgt 3,6. Dabei ist das Unternehmen nach wie vor noch nicht profitabel.

Dafür wächst Fiverr mit einem beeindruckenden Tempo: Im letzten Geschäftsjahr 2021 wurde ein Umsatzwachstum von 57 % erreicht. Das Umsatzwachstum verlor jedoch zuletzt deutlich an Dynamik, was den drastischen Kurssturz ein wenig erklären könnte. So wurde im zweiten Quartal 2022 nur noch ein Umsatzwachstum von 13 % im Vergleich zum Vorjahresquartal erreicht.

Auch für das Gesamtjahr 2022 wird nur noch mit einem Umsatzwachstum zwischen 12 und 14 % gerechnet. Der Umsatz könnte damit in eine Dimension von 332 bis 340 Millionen US-Dollar steigen. Auf bereinigter Basis soll dann – nach Angaben des Managements – ein positives EBITDA zwischen 19,5 und 21,5 Millionen US-Dollar erreicht werden.

Das Geschäftsmodell könnte im aktuellen Umfeld einiges an Gegenwind bekommen, denn Freelancer dürften im Falle eines schwächelnden Arbeitsmarktes als erstes leiden.

Darüber hinaus zweifelten zuletzt immer mehr Investoren über die Nachhaltigkeit der Plattform, denn die Geschäftsbeziehung eines Freiberuflers kann sehr leicht offline verlagert werden. So könnten Vertragsparteien relativ einfach Gebühren sparen, die der Plattformbetreiber für die Vermittlung eines Auftrages einbehält.

Auch fällt auf, dass Freelancer sich gegenseitig auf der Plattform unterbieten. Es konkurrieren Amerikaner und Europäer gegen Inder und Asiaten, die beispielsweise Programmierarbeiten aufgrund ihres ortsüblichen Lohnniveaus deutlich günstiger anbieten können.

Trotz aller Kritik entwickelt sich Fiverr fundamental gut. Es wird in neue Produktkategorien investiert und international expandiert. Darüber hinaus findet ein Upselling statt. Das alles könnte für zukünftiges Wachstum sorgen und das hoch skalierbare Geschäftsmodell schnell in die Profitabilität führen.

Mit einem Free-Cashflow-Multiplikator von 38 ist die Aktie kein Schnäppchen bei dem zuletzt abgelieferten Wachstum. Sollte es wieder anziehen, so könnte die Aktie einen Blick wert sein. Alles in allem besitzt die Small-Cap Aktie Fiverr ein erhöhtes Chancen-Risiko-Potenzial.

Disclaimer: Ich besitze keine Aktien von Fiverr.

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Besprochene Aktien

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Alibaba Group Holding Ltd

Die chinesische Alibaba gilt als eines der größten eCommerce Player der Welt. Mit verschiedenen Marktplätzen wie die B2B Plattform Alibaba.com oder das Online-Auktionsportal Taobao unterhält es die wichtigsten Ecommerce-Plattformen in China. Mit AliPay wird ferner der führende chinesische Online-Bezahldienst angeboten. In 2021 launchte Alibaba gemeinsam mit dem größten chin. Autobauer SAIC Motor ein eigenes Elektroauto unter der Marke IM.

Fiverr International Ltd

Fiverr betreibt ein Online-Portal, auf dem Freelancer Dienstleistungen anbieten können. User können in über 300 Kategorien Dienstleistungen suchen und anbieten.

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FraSee

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Ich bin diplomierter Ökonom und besitze eine Leidenschaft für die Kapitalmärkte im In- und Ausland. Besonders interessieren mich Value-Aktien und dividendenstarke Wachstumswerte. Aber auch auf Growth-Aktien habe ich ein Auge.

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