Es ist fast schon ein Dilemma. Einerseits steigen nun wieder sukzessive die Zinsen für Kredite. Unternehmen beziehungsweise Firmen und sonstige, die auf frisches Kapital angewiesen sind, dürften somit künftig erneut kräftiger zur Kasse gebeten werden, wenn sie auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten sind. Auf der anderen Seite sind attraktive Anlagemöglichkeiten, zumindest im Bereich der konventionellen Investments wie Sparbuch, Tages- oder Festgeld, vor dem Hintergrund der Rekordinflation nach wie vor rar gesät. Was es also braucht, sind erprobte Mittelwege, die beiden Seiten mehr Vor- als Nachteile bieten.
Ein solcher Kompromiss könnte beispielsweise mittels des aufstrebenden Crowdfundings eingegangen werden. Die häufig auch als Schwarmfinanzierung betitelte Anlageform gewinnt hierzulande rasch an Wiedererkennungswert. So gaben bereits 2020 im für Deutschland repräsentativen Crowdfunding Barometer 73,6% der Befragten an, dass sie von dieser Investmentmöglichkeit bereits gehört hätten. Von diesem Anteil wiederum bestätigten immerhin 15,9%, dass sie sich selbst sogar schon einmal an einem Crowdfunding-Projekt in finanzieller Hinsicht beteiligten.
Weitere Zahlen und Statistiken unterstreichen derweil die wachsende Bedeutung dieser Assetklasse. Allein im Jahr 2019 wuchs der Markt für Rendite-Crowdfunding innerhalb der deutschen Landesgrenzen um satte 41,9% auf damals bereits 422 Millionen Euro, wie der Crowdinvest Marktreport aufzeigte. Besondere Zunahmen waren im Bereich der Immobilienfinanzierungen zu verzeichnen. Doch wie hat sich das Ganze seitdem entwickelt? Welche Trends herrschen aktuell vor und welche Faktoren beeinflussen die Entscheidungen der Sparer? Wir klären darüber auf.
Crowdfunding bekommt mehr und mehr Gewicht
Allein für das laufende und bald endende Geschäftsjahr 2022 gehen Schätzungen von einem Transaktionsvolumen in Höhe von knapp 1,01 Milliarden Euro aus, das im Segment des Crowdfunding weltweit umgesetzt werden dürfte. Und der Trend soll anhalten. Bis einschließlich des Jahres 2027 wird diesem Bereich eine CAGR (Compound Annual Growth Rate) von immerhin 1,75% auf dann rund 1,10 Milliarden Euro vorhergesagt. Der Markt wächst also. In diesem Zuge könnten womöglich auch die Beträge des durchschnittlichen Fundings pro Kampagne, die derzeit bei etwa 6520€ liegen, merklich erhöht werden. Wichtigste geografische Region in puncto Crowdfunding beziehungsweise Crowdinvesting bleiben übrigens nach wie vor die USA mit einem Anteil von nahezu 40% des gegenwärtigen globalen Transaktionsvolumens innerhalb dieser Assetklasse.
Auch für Deutschland selbst gibt es bezüglich des Crowdfundings interessante Daten, die mindestens einen Blick wert sind. So dürfte sich das Transaktionsvolumen hierzulande für mit Schwarmfinanzierungen verbundene Projekte bis 2026 auf mehr als 38,15 Millionen Euro belaufen, wie unter anderem die Plattform Statista offenbart. Neben den rein messbaren Größen gilt es allerdings ebenfalls, weitere Entwicklungen sowie Trends im Auge zu behalten. Welche das konkret sind und wie Anleger und Anlegerinnen am besten darauf reagieren, ist Gegenstand der nun folgenden Abschnitte.
Allgemeine brancheninterne Trends
Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich explizit nicht ausschließlich auf das laufende Jahr oder die nahe Zukunft, sondern sollen vielmehr Entwicklungen beleuchten, die sich innerhalb des Crowdfunding-Umfeldes bereits in den vergangenen Perioden herausgebildet haben und überdies Auswirkungen auf die gegenwärtige Situation haben.
Sich herausbildende Synergieeffekte: In den zurückliegenden Jahren war vielfach ein Zusammenschluss verschiedener Plattformen zu beobachten. Konkret wurden die unterschiedlichsten Anlageprojekte also auf mehreren Marktplätzen dargestellt, was für beide Seiten – Kapitalsuchende und Investoren – erhebliche Vorteile mit sich brachte.
War eine Firma also auf der Suche nach frischem Geld, stand ihr durch die Kooperation zwischen den Plattformen plötzlich ein wesentlich größerer Adressatenkreis in Form von potenziellen Anlegern zur Verfügung, die das jeweilige Vorhaben hätten finanzieren können. Nicht selten fand sich unter diesem erweiterten Personenspektrum auch der ein oder andere professionelle Investor mitsamt größerer Kapitalressourcen.
Doch auch die Anleger selbst profitierten und profitieren noch immer von dieser sukzessiven Professionalisierung der Branche. Durch das Bereitstellen der Projekte verschiedener Crowdinvesting-Anbieter auf einer Plattform, ließen sich die Portfolios wesentlich einfacher diversifizieren als zuvor. Das wiederum bedang eine erhebliche Reduktion des Anlagerisikos und ermöglichte den Kapitalgebenden zeitgleich einen verbesserten Überblick über die jeweiligen Finanzierungsvorhaben. Insgesamt ist also festzuhalten, dass Projekte durch die enge Zusammenarbeit von Plattformen und somit der erhöhten Sichtbarkeit nicht selten merklich schneller finanziert werden können.
Was sich abschließend festhalten lässt
Crowdfunding beziehungsweise Crowdinvesting hat sich in Deutschland über die vergangenen Jahre von seinem reinen Nischendasein hin zu einer Anlageform für die breite Masse entwickelt. Das zumindest belegen die in diesem kurzen Artikel angeführten Zahlen und Statistiken. Crowdfunding ist es, das einen äußerst demokratischen Kapitalzugang für unterschiedlichste Projekte ermöglicht. Vor allem mit Blick auf drohende Herausforderungen, allen voran dem Klimawandel mit all seinen bekannten und bislang möglicherweise noch unbekannten Folgen, könnte die Verteilung von Geldern hin zu spezifischen Vorhaben mittels Crowdinvesting weiter an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig sind aber niemals die aktuellen Rahmenbedingungen zu verkennen. Und diese beinhalten gegenwärtig nun einmal steigende Zinsen für herkömmliche Anlageformen, die sodann verstärkt in den Konkurrenzkampf um Investoren mit Crowdfunding treten. Aus dieser Perspektive heraus betrachtet ist es momentan nicht auszuschließen, dass Crowdfunding erstmals seit Jahren womöglich an Popularität einbüßen könnte.
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