Argumente

Schon mal hiervon gehört?

Die aktuelle Marktkapitalisierung beträgt 835 Mio. USD, was einer Rendite von 20 % des freien Cashflows entspricht. Der EV liegt bei 1,3 Mrd. USD, so dass das Unternehmen mit dem 5,2-fachen EV/EBITDA gehandelt wird. Das Unternehmen kauft in großem Umfang Aktien zurück, so dass davon ausgegangen werden kann, dass dieser aktuelle FCF für den Rückkauf von Aktien verwendet wird (in den letzten zwölf Monaten wurden bereits Aktien im Wert von 670 Mio. USD gekauft).

Ferner ist es nicht unwahrscheinlich, dass dieses Unternehmen noch viele Jahre lang ein Umsatzwachstum von circa 10 % erzielen kann (was derweil weit unter seinem historischen Wachstum liegt). Nehmen wir jedoch an, dass das Umsatzwachstum bei 2,6 Mrd. USD stagniert und das Unternehmen bis 2024 zu seiner normalen EBITDA-Marge von 12 % zurückkehrt, während es seine derzeitige Marge von unter 10 % bis 2023 beibehält. Das Unternehmen würde im Jahr 2024 dann ein EBITDA von 312 Mio. USD erwirtschaften, was etwa 210 Mio. USD an freiem Cashflow entspräche. Aktienrückkäufe (unter ausschließlicher Verwendung des FCF) würden die Marktkapitalisierung um 30 % reduzieren (zum aktuellen Kurs), so dass Ende 2023 eine Marktkapitalisierung von 590 Mio. USD übrig bliebe. Selbst ohne Umsatzwachstum und nur mit einer Normalisierung der Gewinnspannen wäre dies also eine FCF-Rendite von 36 % im Jahr 2024.


Ergänzend soll noch ganz kurz etwas zu Prog Holdings Inc gesagt werden. Gute Chancen dürften sich dadurch ergeben, dass Pessimisten ihre Anteile verkaufen und dabei die gegenwärtige Bewertung völlig außer Acht lassen. Zwar ist es nicht unwahrscheinlich, dass das Unternehmen einige schwierige Jahre vor sich haben könnte. Die aktuelle Bewertung sollte das allerdings bereits berücksichtigen. Das EBITDA von Prog Holdings Inc beläuft sich gegenwärtig auf etwa 260 Millionen US-Dollar. Der Konsens liegt bei rund 250 Millionen US-Dollar. Der Konzern hat um die 600 Millionen US-Dollar Schulden, wodurch sich ein jährlicher Zinsaufwand von rund 36 Millionen US-Dollar ergibt. Weiter entfallen 40 Millionen US-Dollar auf Steuern und 10 Millionen US-Dollar auf Investitionen, sodass ein freier Cashflow von ungefähr 164 Millionen US-Dollar übrigbleibt. 

Schon mal hiervon gehört?

Prog Holdings Inc ist inzwischen zum dominierenden Lease-to-Own-Geschäft („LTO“) in den USA aufgestiegen. LTO dagegen ist derzeit noch ein relativ kleiner und damit unbedeutender Wirtschaftszweig mit einem jährlichen Volumen von etwa acht bis neun Milliarden US-Dollar. Mit knapp 2,6 Milliarden US-Dollar dieser Summe repräsentiert Prog Holdings Inc jedoch einen Anteil von etwa 30%, was durchaus beträchtlich ist. Was aber kann man unter LTO überhaupt verstehen? Der Begriff soll an dieser Stelle erläutert werden. Vereinfacht ausgedrückt ist LTO nichts anderes als eine von vielen Finanzierungsoptionen für Konsumgüter für Kunden mit minderwertigen Krediten, sofern letztere so bezeichnet werden können. Da es sich dabei streng genommen um Leasingverträge und nicht um Kredite handelt, gibt es im Vergleich zu anderen Finanzprodukten viel weniger Vorschriften. Um als Leasing eingestuft zu werden, muss es sich wiederum um ein materielles Produkt von kurzer Dauer handeln. Zudem darf damit keine Dienstleistung finanziert werden. Darüber hinaus muss der Kunde stets die Möglichkeit haben, seinen Vertrag vollständig zu kündigen. Insgesamt handelt es sich also um ein hervorragendes Geschäft mit hohen Kapitalrenditen.

Prog Holdings Inc operiert in einer insgesamt sehr aufstrebenden Branche, die in ihrer heutigen Form vor allem nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 entstand, als Verbraucher mit geringer Bonität zum Großteil den Zugang zu herkömmlichen Krediten verloren. Prog Holdings Inc schuf letztlich das virtuelle LTO-Geschäft, das diese Finanzierungsoption auch Einzelhändlern anbot. Das verzeichnete Wachstum seit dem Start ist beeindruckend. In diesem Jahr dürfte das Unternehmen ersten Schätzungen zufolge eine satte CAGR von stolzen 27% erzielen. Übrigens – Prog Holdings Inc wurde im Jahr 2014 von Aaron’s für circa 700 Millionen US-Dollar gekauft. Dieser Deal dürfte sich bis heute definitiv bezahlt gemacht haben.

Eine konkrete Investmentchance bei Prog Holdings Inc könnte sich gegenwärtig dadurch ergeben, dass einige Befürchtungen mit Blick auf das Geschäftsmodell unterm Strich zu übertrieben sind. Die meisten Kunden, die auf das sogenannte LTO-Geschäft zurückgreifen, kaufen notwendige Dinge, die ohnehin ersetzt werden müssen. Dazu können exemplarisch Möbel, Matratzen, Reifen oder Laptops gehören. Spontan- oder gar Luxuskäufe werden in diesem Zusammenhang also weitgehend vermieden. Überspitzt und etwas ironisch könnte man behaupten, dass sich die Nutzer des LTO-Geschäfts in einer dauerhaften Inflation befinden. Aber welche Chancen ergeben sich für Prog Holdings Inc vielleicht auch mit Blick auf die gegenwärtigen Rahmenbedingungen?

Das lässt sie in etwa wie folgt skizzieren. Ein vergleichsweise schwaches Einzelhandelsumfeld, wie wir es aufgrund der immensen Teuerungsrate derzeit erleben, kann mehr und mehr Einzelhändler dazu veranlassen, ihren Kunden LTO-Lösungen anzubieten. Dies war beispielsweise schon 2008 der Fall. Damals konnte als unmittelbare Folge die Umsätze gesteigert werden. Durch die zunehmende Akzeptanz der Sofort-Kaufen-Finanzierung für Prime-Kunden steigt mittlerweile auch das Ansehen von LTO bei den Einzelhändlern. Letzten Endes handelt es sich hierbei so oder so um einen Service, der sich leicht einrichten lässt.

Trotzdem – die Risiken, mit denen auch das Unternehmen Prog Holdings Inc konfrontiert werden kann, sind keineswegs zu unterschätzen. Der Wunsch, sogenannte Subprime-Kredite zu vermeiden, ist ebenfalls gut nachvollziehbar. Im Allgemeinen nämlich kommt es bei LTO zu Zahlungsausfällen, wenn der jeweilige Kunde seinen Arbeitsplatz verliert, sodass ein Anstieg der Arbeitslosigkeit innerhalb einer Volkswirtschaft auch zu einem parallelen Anstieg der Zahlungsausfälle bei LTO-Geschäften führen kann. Soweit zumindest die Theorie. Dennoch ist es ein weitverbreiteter Irrglaube, dass LTO-Produkte ohne Weiteres mit Subprime-Krediten gleichgesetzt werden können. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Finanzierungsoptionen liegt in der entsprechenden Laufzeit, die sich im Falle von LTO im Durchschnitt auf sieben Monate beläuft.

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