Argumente

Einer der größten Konkurrenten Humanas ist die UnitedHealth Group. Auch diese Gesellschaft weist einen starken Fokus auf staatliche Versicherungsprogramme auf, im Bereich von Medicare Advantage übersteigt das Vertragsvolumen dieses Anbieters Humana nochmals signifikant. Um einen Geheimtipp handelt es sich an der Börse jedoch nicht mehr. Dividenden mit eingerechnet, erzielten Aktionäre der UnitedHealth Group in den vergangenen 10 Jahren ein Plus von mehr als 900 Prozent.

Ein Grund für das starke Wachstum des Unternehmens liegt in der expansiven Geschäftspolitik des Managements, die UnitedHealth Group war in der Vergangenheit sehr aktiv im M&A-Geschäft und diversifiziert sich zunehmend durch diverse Zukäufe. Eines der jüngeren Beispiele ist etwa das Unternehmen „Change Healthcare“, ein Softwareunternehmen. Mit Hilfe der Programme dieses Unternehmens hofft UnitedHealth, die eigenen Prozesse weiter zu digitalisieren und vereinfachen zu können. Den Einsatz von Analytics und Algorithmen (auch Künstlicher Intelligenz) sieht das Management als eines der wesentlichen Optimierungspotenziale und untermauerte diese Strategie in den vergangenen beiden Jahren durch Investitionsprogramme und Zukäufe.

Die hohe Integration von Pflegeleistungen in das eigene Dienstleistungsportfolio, die auch Humana auszeichnet, verfolgt auch UnitedHealth zunehmend stärker. Im Februar akquirierte man die „LHC Group“, einen börsennotierten Anbieter von Heimpflege- und Hospizdienstleistungen, der in 38 amerikanischen Bundesstaaten insgesamt knapp 30.000 Mitarbeiter beschäftigt. Insbesondere die häusliche Betreuung von Patienten sieht die Unternehmensführung als weiteren Wachstumstreiber für UnitedHealth. Laut einer Studie der Marktforschungsgesellschaft „Grand View Research“ soll dieser Markt, begünstigt durch den demografischen Wandel der US-amerikanischen Gesellschaft, allein bis 2030 jährlich um 7,5 Prozent wachsen.

Für Anleger könnte die Profitabilität der UnitedHealth Group einen guten Anhaltspunkt für die Umsetzung der aktuellen Strategie bieten. Im vergangenen Jahr setzte das Unternehmen 322 Milliarden Dollar um und gelangte mittels einer Nettomarge von 6 Prozent auf einen Gewinn von etwas mehr als 20 Milliarden US-Dollar.

Die Aktie wird aufgrund der aktuellen Dividendenstrategie des Managements zunehmend auch als Dividenden-Wert attraktiver. Die aktuelle Rendite liegt bei circa 1,4 Prozent, die Auszahlungen wurden in der jüngeren Vergangenheit jedoch deutlich erhöht. Anfang des Jahres 2018 belief sich die Dividende noch auf 75 Cent pro Aktie, mittlerweile schüttet UnitedHealth 1,65 Dollar pro Anteilsschein aus, eine Steigerung um 120 Prozent.

Ein Versicherer, der sich spezifisch auf ältere Kunden als Zielgruppe ausgerichtet hat, ist das Unternehmen Humana mit Hauptsitz in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky. Das 1961 gegründete Unternehmen fokussiert sich auf regierungsfinanzierte Versicherungspläne wie beispielsweise Medicare Advantage, Medicaid und Tricare (für Armeeangehörige).

Humana wurde aus einem Pflegeheim heraus gegründet und hat sich über Zeit immer weiter diversifiziert. 2021 erwarb das Unternehmen beispielsweise den Konzern „Kindred at Home“, den größten Anbieter von Heimpflege- und Hospizdienstleistungen in den USA. Diese vertikale Integration zwischen dem Vertrieb von Versicherungsservices und dem gleichzeitigen Angebot an Gesundheitsdiensten erlaubt Humana eine bessere Steuerung der Pflegequalität und des Kostenaufwands der Dienstleistungen.

Die Fokussierung auf staatliche Versicherungsprogramme bietet dem Unternehmen ein enormes Kundenpotenzial. Medicare Advantage allein verfügt derzeit über mehr als 64 Millionen berechtigte US-Bürger. Der Marktanteil von Humana liegt im Bereich dieses Programms bei 48 Prozent, das Management möchte bis 2030 60 Prozent dieses Programms abdecken. Zu diesem Zeitpunkt wären 20 Prozent der gesamten amerikanischen Bevölkerung für Medicare berechtigt.

Humana erzielt eine hohe operationale Effizienz mit seinen Pflege- und Gesundheitsdiensten. Im branchenübergreifenden Vergleich arbeitet das Unternehmen äußerst effizient. Die Pflegedienstleistungen von Humana resultieren im Vergleich zum Durchschnitt der Mitbewerber in einer um 12 Prozent geringeren Anzahl an Notfalleinweisungen (Kosten: 2.200 Dollar pro Tag), 245.000 weniger täglichen Krankenhausaufenthalten (13.000 Dollar pro Tag) und folglich in einer durchschnittlichen Einsparung von 500 US-Dollar im Jahresbeitrag pro Beitragszahler.

Folglich sind die wertbasierten Versicherungsverträge, bei denen die Vergütung auch nach dem Behandlungserfolg des Patienten bemessen wird, für Humana in diesem Zusammenhang besonders margenstark. Durch die Integration vieler Dienstleistungen im eigenen Konzern schickt das Unternehmen seine Kunden überdurchschnittlich oft zu Krebsvorsorgeuntersuchungen oder Diabetes- und Cholesterin-Tests. Humana-Patienten besuchten in den vergangenen 5 Jahren im Branchenvergleich 900.000 zusätzliche Präventivuntersuchungen, die staatlichen Einsparungen durch die Früherkennung werden auf etwa 5,5 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Die Kosteneffizienz des Unternehmens trägt auf diese Weise indirekt auch zur hohen Profitabilität bei. Seit 2017 wächst der Konzernumsatz durchschnittlich um 11,7 Prozent jährlich (Branchenschnitt: 9,1%). Langfristig möchte das Management in einem Korridor zwischen 11 bis 15 Prozent wachsen, diese Einschätzung wird auch von den meisten Analysten geteilt und als realistisch eingestuft.

Interessant wird für Anleger zu beobachten sein, wie Humana mit der geringen prognostizierten Prämienerhöhung von lediglich 1,03 Prozent für das Beitragsjahr 2024 umgehen wird. Für das aktuelle Beitragsjahr hatte dieser Wert noch bei 8,5 Prozent gelegen. Es ist zu erwarten, dass die Umsatzsteigerungen im Jahr 2024 in der Folge gering ausfallen werden. Die eigenen Profite könnte Humana schützen, indem man weniger Sonderleistungen für Neuabschlüsse anbietet, auch wenn das Niveau der Neuabschlüsse hierdurch wahrscheinlich negativ beeinflusst werden würde.

Ganz ohne Risiko ist jedoch auch das Investment in Humana nicht zu bewerten. Es gilt zu betonen, dass das Unternehmen durch die ausschließliche Tätigkeit in den USA, verbunden mit dem starken Fokus auf die US-spezifischen staatlichen Versicherungsprogramme, anfällig ist für regulatorische Risiken. Ein Modell wie „Medicare for All“ hätte direkte Auswirkungen auf das Geschäftsmodell von Humana, das eigene Geschäftsumfeld kann die Gesellschaft nur begrenzt beeinflussen.

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Eines der größten US-amerikanischen Gesundheits- und Sozialhilfe-Unternehmen, das sowohl im staatlichen wie auch im privatwirtschaftlichen Bereich tätig ist.