Neben der Elektrifizierung der Antriebe stellt die Digitalisierung des Fahrzeug-Infotainments einen weiteren wichtigen Trend im Automotive-Sektor dar. Apple und Google haben sich in diesem Segment etabliert, nun möchten viele OEMs die Hoheit über die eigenen Systeme und Plattformen zurückgewinnen. Hiervon dürften auch die Chip-Zulieferer profitieren.
Für viele Autofahrer ist die Nutzung von Apple und Google mittlerweile zur Gewohnheit geworden, in einigen Fällen wohl auch Teil der Kaufentscheidung. Apple CarPlay und Android Auto brachten Apps und die Usability des Smartphones in die Infotainment-Systeme vieler Automobilproduzenten, die mit der Entwicklung oder Performance der eigenen Plattformen noch nicht dasselbe Niveau erreicht hatten. Viele der etablierten Hersteller mussten in den vergangenen Jahren erhebliche Summen investieren und Kapazitäten binden, um die Elektrifizierung der eigenen Angebotspalette voranzutreiben und hier den Anschluss an die Newcomer um Tesla oder BYD nicht zu verlieren.
Mehr und mehr rückt nun jedoch auch das Digitalisierungspotenzial der Fahrzeuge in den Fokus der Automobilproduzenten, Apps und Funktionalitäten des Infotainments bieten die Möglichkeit zur flexiblen Monetarisierung der Fahrzeug-Features und Einnahmen aus abonnementabhängigen Diensten. So ließ GM kürzlich verlautbaren, dass die eigenen Elektromodelle ab dem Modelljahr 2024 keine Schnittstellen zu Apple CarPlay oder Android Auto mehr enthalten werden. Ähnliche Pläne verfolgen auch weitere Marktführer im Automotive-Sektor, beispielsweise Mercedes-Benz mit der eigenen Plattform MB.Connect, die im Jahr 2025 bereits Umsätze in Milliardenhöhe generieren soll.
Der Umstand, dass dem Infotainment eine immer größere Bedeutung im Fahrzeug zukommt, sollte nicht überraschen. Die Zunahme autonomer Fahrfunktionen, die eventuell auf Autonomes Fahren der Level 4 und 5 abzielt, dürfte die Rolle des Infotainments wachsen lassen. Die Ladepausen, welche die E-Mobilität auf Langstrecken mit sich bringt, steigern den Wert der Apps und Onboard-Unterhaltung ebenfalls.
Für Automobilhersteller ist es daher nicht ohne Risiko, die Entwicklung dieser wichtigen Funktionalität der Fahrzeuge an externe Zulieferer und deren Plattformen abzutreten, zumal ein gutes Infotainment-System auch zum Qualitätsmerkmal einer Marke werden kann. Während die Entwicklung der eigenen Software für die OEMs sinnvoll ist, so dürfte der Bezug der Hardware, vor allem der Chips, über etablierte Zulieferer am sinnvollsten sein. Im Folgenden wird daher auf zwei der wichtigsten Hardware-Produzenten eingegangen, die für eine Belieferung der Automobilindustrie gut positioniert sind.
Qualcomm Inc US7475251036
Investoren mit Fokus auf Infotainment-Plattformen dürften Qualcomm aktuell bevorzugen. Die Integration sämtlicher Fahrzeugfunktionen auf den Plattformen könnte zukünftig jedoch Nvidia stärker zugutekommen, beide Unternehmen verfolgen ähnliche technologische Ansätze. In den kommenden Jahren wird es interessant zu beobachten sein, inwiefern Qualcomm die Lücke zu Nvidia im Bereich des Autonomen Fahrens schließen möchte, langfristig dürfte branchenintern hier der meiste Gewinn zu machen sein.
Keine Kommentare
Bitte melden Sie sich an, um Kommentare hinzuzufügen