Argumente

CRISPR gegen Covid-19


Auch im Fall von COVID-19 kommt CRISPR zum Einsatz. Es geht um Tests, die sich sowohl für zu Hause als auch für Arztpraxen eignen könnten. Preisträgerin Jennifer Doudna ist mitbeteiligt. Vorteil des Testverfahrens mittels CRISPR ist, dass ein kurzes RNA-Molekül genutzt wird, um das gewünschte Gen zu finden. Findet es das Virusgen wird es von dem Enzym Cas13 (der eigentlichen Gen-Schere) zerschnitten. Gleichzeitig wird eine Reporter-RNA freigesetzt, die einen Fluoreszenzmarker trägt und leuchtet. Die Intensität bestimmt die Zahl der enthaltenen Viren. Forscher in Stanford arbeiten unterdessen an einer Behandlung basierend auf CRISPR. Gebremst werden diese Fortschritte durch regulatorische Hindernisse. Bis sie beim Patienten ankommen, bleibt es also auch hier eine Frage der Zeit.

CRISPR in der Landwirtschaft

In der Agrarwirtschaft sieht es mit CRISPR deutlich komplexer aus. Die Etablierung der Technologie hat meiner Ansicht nach noch einen langen Weg vor sich.
In der EU werden genom-editierte Pflanzen ausnahmslos als Gentechnik klassifiziert. Solche Pflanzen müssen nach Gentechnik-Recht zugelassen sein – sonst sind sie selbst als zufällige Beimischungen in Agrarimporten verboten. Kontrollverfahren fehlen. Denn ein solcher DNA-basierter Nachweis des Verfahrens ist bei GE-Pflanzen bis jetzt nicht möglich. Einzig feststellbar ist die Mutation. Eine Ausnahme von komplizierten Zulassungsverfahren und Kennzeichnungen ist zum Beispiel Südamerika.

Ausschlaggebend für zukünftige Investitionen ist allerdings auch die Produktakzeptanz. Studien belegen, dass die Konsumbereitschaft der Verbraucher in den USA, Kanada, Belgien, Frankreich und Australien zwischen 30% und 60 % liegt. Vertrauen und Sicherheit müssten dabei allerdings vorausgesetzt sein. Ich beobachte die Entwicklung von CRISPR mit großem Interesse und bin überzeugt, dass es auch für die Agrarwirtschaft großes Potenzial hat. Gerade vor dem Hintergrund der Klimakrise gewinnt die Technologie an Bedeutsamkeit. Es ist eine Frage der Zeit, bis die BioTechs und Wissenschaftler Druck ausüben. Wenn Projekte und Feldversuche durchgeführt und die Sicherheitsbehörden ihre Überprüfung abgeschlossen haben, könnte der Markt boomen. Auf dieser Website gibt es eine Auflistung von Projekten – allen voran in den USA.

Biotechs und Corteva

Editas Medicine

Auf klinische Studien und Fortschritte bei der Zulassung sollte man besonders achten. Davon abhängig sind die Aktien. Der wichtigste Meilenstein, dem man bei Editas Aufmerksamkeit schenken sollte, werden die ersten Ergebnisse der Studie EDIT-101 sein. Das Unternehmen erwartet, diese Ergebnisse noch in diesem Jahr zu veröffentlichen. Editas hofft außerdem, bis Ende des Jahres die Genehmigung der US Food and Drug Administration (FDA) für den Beginn einer Studie mit EDIT-301 zur Behandlung der seltenen Blutkrankheit Beta-Thalassämie zu erhalten. 

Bluebird Bio

Der Skandal war groß. Der Vorwurf richtete sich an den lentiviralen Vektor den bluebird in seinen Forschungen einsetzt. Es soll bei Patienten Leukämie hervorgerufen haben. Die Daten des Unternehmens könnten das Gegenteil beweisen. Das sind erstmal gute Nachrichten. Die Aktie ist kontinuierlich um mehr als die Hälfte gesunken und ist immer noch stark im Minus. Noch gibt es von den Sicherheitsbehörden keine Einigung über die MDS-Diagnose. Aber vorausgesetzt, es gibt grünes Licht, könnte sich Bluebird aus der Misere herauskatapultieren. Dennoch: damit Produkte von Biotechs erfolgreich sein können, müssen sie vor allem eins garantieren können: Sicherheit. Die Konsumbereitschaft hängt erheblich davon ab. Ich halte noch keine Aktien dieses Unternehmens, und bin erst mal vorsichtig. 


CRISPR Therapeutics

Dank der Aktienemissionen im letzten Jahr verfügt CRISPR Therapeutics über 1,6 Milliarden Dollar an Barmitteln. Der freie Cashflow lag im Jahr 2020 bei etwas mehr als 250 Mio. Was die Studien angeht, zeigt ihre führende Therapie CTX001 bereits vielversprechende Daten aus klinischen Studien. Alle Patienten sind transfusionsunabhängig und vaso-okklusive Schmerzen blieben aus. Sowohl die Sichelzellkrankheit als auch die Beta-Thalassämie schaffen einen großen Markt für CTX001. Wird das Medikament von der FDA zugelassen, könnte das den kommerziellen Erfolg pushen. Ich schätze, es gibt keine Garantie, dass die CRISPR Technologie funktionieren wird – das bringen Biotechs so mit sich und damit auch Biotechaktien. Dennoch hat CRISPR nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch eine fortgeschrittene Pipeline.

Corteva Inc (US22052L1044)

Im Vergleich zu vielen anderen Akteuren im CRISPR-Sektor handelt es sich bei Corteva bereits um ein Unternehmen mit beträchtlicher Größe und einem diversifizierten, etablierten Geschäftsmodell, der Jahresumsatz belief sich zuletzt auf umgerechnet 13,85 Milliarden US-Dollar. Die weiter steigenden Preise für Saatgut kommen Corteva zugute und sollten weitere Vermarktungs-, aber auch Investitionsmöglichkeiten für CRISPR-editierte Samen ermöglichen. Das Kerngeschäftssegment ist die Zulieferung von Saatgut und Pflanzenschutzprodukten in enger Zusammenarbeit mit Interessenvertretern der gesamten Lebensmittelversorgungskette. 2019 hat das US-Agrarunternehmen trotz der anhaltenden Debatte über die Zukunft der Pflanzenzüchtung in Europa mit dem französischen Saatguthersteller Vilmorin & Cie. ein Lizenzabkommen über Genome Editing Anwendungen unterzeichnet. Das ermöglicht dem französischen Unternehmen Zugang zu bestimmten CRISPR-Cas9-Patenten, bei dem es um die Genomeditierung für den landwirtschaftlichen Einsatz geht. Die Verbindungen mit dem Du Pont-Konzern, aus dem Corteva im Jahr 2019 hervorging, sichert insbesondere auf dem heimischen US-Markt die Kontakte zu Landwirten und Agrarverbänden.

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